Lobenberg: Das 2,5 Hektar winzige Chateau von Jean-Luc Marteau ist direkt neben Chateau Monbousquet gelegen, allerdings nicht auf Lehm sondern auf einem reinen Kalksteinfelsen, ein früher von den Römern als römisches Bad genutzter Platz. Ein kleiner Teil in dieser sonst von Lehm dominierten Region, die Reben sind bis 80 Jahre alt. Jean-Luc ist von Hauptberuf der Winemaker bei Rollan de By. Dieses Weingut hat er mit Hilfe seiner Familie und seines Vaters erst 2010/11 gekauft. Die Weinbergsbearbeitung geschieht organisch, aber nicht biologisch. Die Rebzeilen sind begrünt, die Trauben werden komplett entrappt, eingemaischt und vergoren. Der Ausbau findet zu 60% in neuem Holz statt. Die Weine blieben 2 Jahre auf der Hefe im Barrique. Danach kommen sie noch ein weiteres halbes Jahr in einen Tank. Sie kommen somit in der Regel erst ein halbes Jahr später auf die Flasche, das bekommt ihnen wirklich sehr gut. Der Wein ist ein Highlight unter den 2014ern. Der Wein besteht aus 20% Cabernet Sauvignon, 10% Cabernet Franc und 70% Merlot. Die Fermentation geschieht im Beton und im Barrique, alles spontan mit natürlicher Hefe. Nach der Fermentation verblieb der Saft zur Nachmazeration bis in den Januar auf den Schalen. Die Voraussetzung für diese Nachmazeration ist sehr gesundes und reifes Traubengut ohne jede Botrytis und in voller Reife geerntet. Auf Chateau Tour Perey wurde am 18. Oktober in voller Reife geerntet. Der Wein ist, wie schon die beiden Vorgängerjahre, fast schwarz, die Nase unglaublich dicht. Reife Pflaume, schwarze Kirsche, ein Hauch Brombeere und Cassis, aber Pflaume und Kirsche dominieren ganz klar. Darunter Kalksteinsalz. Dicht, üppig, aber nicht fett. Zu 100% durchgegoren, Alkohol bei ungefähr 14 Grad. Der Eintritt in den Mund ist von süßem Glycerin gekennzeichnet, aber auch hier wieder nicht fett, sondern üppige Schwarzkirsche und Brombeere. Seidig, samtig, dicht, gutes Tannin ist deutlich spürbar - aber auch das ist sehr geschliffen. Ein wuchtiger Wein und gleichzeitig hochgradig saftig. Jean-Luc macht eine Vorfermentation mit 6 bis 7 Grad für ein bis zwei Wochen, danach eine sehr heiße Vergärung mit bis zu 32 Grad. Danach, wie bereits erwähnt, der Verbleib auf den Schalen für drei Monate oder länger. Diese Hochtemperatur meint man im Mund zu spüren, der Wein strahlt eine unglaubliche Wärme und Dichte aus. Der Chateau Tour Perey Saint-Émilion Grand Cru hat Schokolade, ohne jedoch jemals ordinär zu sein. Im Grunde trinkt sich dieser Saint-Émilion wie ein Pomorol, wie ein wunderschöner Jahrgang von Église-Clinet. Nach Rücksprache mit dem Winzer entspricht das auch genau seiner Zielsetzung. Er will keine große Extraktion, er will nur unglaubliche Feinheit, und das erreicht er über die uralten Reben und die minimalen Erträge. Historisch gesehen ist Jean-Luc Marteau in Pomorol geboren, von daher mag Pomerol stilistisch auch seine Zielsetzung sein. Dieser hochreife 2014er Wein ist so fein und trotzdem so dicht und vollmundig, dass es auf Anhieb mit der interessanteste und feinste Saint-Émilion, ist den ich in diesem Jahrgang probiert habe. Großer Wein. 96-97/100