Lobenberg: Das Weingut ist im Besitz der Familie Darquey und Durand Teyssier. Fast 50 Hektar groß, zu 70% Merlot, 30% Cabernet Franc. Oben in Nachbarschaft zu Troplong Mondot, wo es in die Appellation Montagne Saint Emilion übergeht. Insider nennen Teyssier auch den Petrus von Montagne Saint Emilion. Auch wenn das etwas übertrieben ist, kann dieser Wein schon unglaublich etwas darstellen und ist sicherlich einer DER Preis-Leistungshämmer in Saint Emilion und im Jahrgang überhaupt. Ich habe 14, 15 und 16 hintereinander probiert. 2016 ist ganz klar die Krönung. So unglaublich fein. Eine Nase mit stylischer schwarzer Frucht, Rosenblättern, Jasmin, Veilchen, feine reife Pflaume, schwarze Kirsche, Aprikose, auch Passionsfrucht. So schwingend, fein und aromatisch. Das Durchschnittsalter der Reben ist 35 Jahre. Ein bisschen von dieser tiefwurzelnden Substanz merkt man schon. Die Weinbergbestockung geht immer dichter Richtung 10.000, das heißt der Ertrag pro Pflanze geht immer weiter zurück. Er ist jetzt inzwischen bei weit unter einem Kilo angelangt, eher bei 600 Gramm. Die Weinberge werden überwiegend biologisch bearbeitet. Es wird keinerlei Chemie ausgebracht. Die Fermentation geschieht im Stahl, die Malo komplett im Barrique. Der Ausbau geschieht zu 80% im Barrique und zu 20% im großen Fuder. Die Barriques sind 2016 zur Hälfte neu. Holzeinfluss ist allerdings in Nase und Mund überhaupt nicht zu spüren. Immer wieder rieche ich an dem Muster, weil er so unglaublich schön und duftig ist. Der Mund ist sehr pikant. Die Augen ziehen sich zusammen. Eine salzige Spur läuft über die Zunge, Sanddorn kommt hinzu. Auch gelbe Frucht über der schwarzen Kirsche, Mango und Maracuja. Dann kommt rote Kirsche, ein wenig Sauerkirsche, Holunder. Wieder dieser schöne Eukalyptus und eine satte Note von Minze. Aber ultrafein. Unglaubliche Tanninmassen. Ein pH-Wert von 3,4, also hohe Säure. Das liegt natürlich auch am Kalkstein-Terroir. Auf Kalkstein ist ein hoher pH-Wert eher unwahrscheinlich. Der Wein entspricht also komplett dem Terroir. Alles tänzelt, springt umher. Der Wein hat Tiefe und Komplexität und ist doch unglaublich lecker und köstlich. Mit dieser Tanninstruktur wird er locker 30 Jahre Verbesserung im Keller durchlaufen. Ich bin hin und weg. Die letzten beiden Jahre habe ich das Weingut probiert, ich fand schon da, es war auf einem guten Weg. Aber erstmalig mit 2016 ist es so fantastisch, dass ich nicht daran vorbei komme. Das ist ein Saint Emilion in der Klasse eines Chateau Gaillard und Amelisse, aber um ganz ehrlich zu sein: Er ist zwar nicht besser, aber feiner, komplexer, tänzelnder, frischer. Wenn man denn raffinierte Finesse als Ziel hat. Es ist wirklich eine Freude, dieses Fassmuster zu probieren. Für mich ein Muss-Kauf. 93-94+/100