Lobenberg: Wegen Frost und Mehltau gibt es bei diesem Biodynamiker in 2021 nur 3.600 Flaschen. Der ganze Wein wurde am 8. Oktober innerhalb eines Tages gelesen. Bei der kleinen Fläche ist das auch problemlos machbar. Der finale Blend besteht aus 90 Prozent Merlot und zehn Prozent Cabernet Franc. In 2021 hat der Wein eine duftige Veilchen-Vergissmeinnicht-Nase mit gelber Mango dazu und ultrafeiner Schwarzkirsche. Extrem fein und super poliert. Nicht mal einen Hauch von Rauheit oder Rustikalität. Einfach nur unglaublich schwebend und fein schon in der Nase. Spielerisch leicht und trotzdem aromatisch und intensiv. Konzentrierte flüssige Seide. Der Mund bleibt wie die Nase – einfach flüssige Seide. Wow, das ist echter Freakstoff, weil es so unendlich fein ist! Und trotzdem hat der Wein eine immense Spannung, Dichte und Länge in dieser konzentrierten Schwarzkirsche. Rauch dahinter, viel Minze und noch mehr Salz. Trotzdem bleibt das ganze tänzelnd und fein balanciert. Ein abgehoben schicker Stoff mit Menschen, die solche hypereleganten Weine schätzen können. Der Wein haut einem nämlich nicht in Fresse, sondern kommt so hintergründig komplex rüber. Man muss sich wirklich darauf einlassen. Immense Komplexität und aromatische Vielfalt. Großes Glas, kühl einschenken und träumen. Einer der Topweine in diesem ultrafeinen, polierten, frischen Jahrgang. Ganz anders in der Stilistik als Vieux Château Certan, wo wir zuvor waren, aber ungefähr auf diesem Level liegend. Extrem abgehoben. Ganz großer feiner Stoff! 98-100/100Ein 1,36 Hektar großes Weingut, auf reinem Kalkstein gelegen, an der Grenze zu Castillon. Die Reben dieses Miniweinguts, das seit 1995 komplett auf Biodynamie umgestellt ist, sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. Tertre de la Mouleyre liegt in Steinwurfentfernung zu Château Valandraud, in der anderen Richtung liegt Peby Faugères, nach unten folgt Castillons Superstar Clos Louie. Das Weingut wird in dritter Generation von Eric Jeanneteau betrieben, er lebt von diesen winzigen 1,66 Hektar. Sein Großvater begann mit insgesamt fünf Hektar Saint-Émilion und zwei Hektar Castillon. Das Terroir besteht hier aus reinem Kalkstein mit einer Lehmauflage. Der Ertrag der Dichtpflanzung wird über das Jahr hinweg auf maximal acht Trauben pro Stock reduziert, das bringt Erträge von weit unter einem halben Kilo pro Rebe. Das Weingut ist zwar biodynamisch zertifiziert, dies wird aber aus politischen Gründen nicht gelabelt. Der Ausbau erfolgt zu 60 Prozent in neuem Holz, zu 40 Prozent in Zweitbelegungen. Die spontane Fermentation geschieht in INOX-Gärbehältern von maximal 25 Hektolitern, um Parzelle für Parzelle separat vergären zu können. Die Vergärung wird relativ rasch bei durchaus hohen Temperaturen vollzogen, alles schwefelfrei. Auch in der Zeit der malolaktischen Gärung und des Ausbaus bleibt der Wein immer noch ohne Schwefel, den bekommt er erst bei der Abfüllung. Es wird mit Bâtonnage gearbeitet. Eric Jeanneteau war lange Zeit Partner der Tochter von Francois Mitjavile von Tertre Roteboeuf. Zumindest in der Entwicklung der Weine ein ganz hervorragender Familienzusammenschluss. Auch wenn das Paar mittlerweile nicht mehr zusammen ist und Tertre de la Mouleyre ob seiner Unbekanntheit auf einem völlig anderen Preislevel liegt, reden wir hier von der gleichen Liga.Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.