Lobenberg: Ein 1,36 Hektar großes Weingut, auf reinem Kalkstein gelegen, an der Grenze zu Castillon. Nur rund 5.000 Flaschen werden hier jährlich erzeugt. Die Reben dieses Miniweinguts, das seit 1995 komplett auf Biodynamie umgestellt ist, sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. Tertre de la Mouleyre liegt in Steinwurfentfernung zu Château Valandraud, in der anderen Richtung liegt Peby Faugeres, nach unten folgt Castillons Superstar Clos Louie. Das Weingut wird in dritter Generation von Eric Jeanneteau betrieben, er lebt von diesen winzigen 1,36 Hektar. Sein Großvater begann mit insgesamt fünf Hektar Saint-Émilion und zwei Hektar Castillon. Das Terroir besteht hier aus reinem Kalkstein mit einer Lehmauflage. Der Ertrag der Dichtpflanzung wird über das Jahr hinweg auf maximal acht Trauben pro Stock reduziert, das bringt Erträge von weit unter einem halben Kilo pro Rebe. Das Weingut ist zwar biodynamisch zertifiziert, dies wird aber aus politischen Gründen nicht gelabelt. Der Ausbau erfolgt zu 55 Prozent in neuem Holz, zu 45 Prozent in Zweit- und Drittbelegungen. Die spontane Fermentation geschieht in INOX-Gärbehältern von maximal 25 Hektolitern, um Parzelle für Parzelle separat vergären zu können. Die Vergärung wird relativ rasch bei durchaus hohen Temperaturen vollzogen, alles schwefelfrei. Auch in der Zeit der malolaktischen Gärung und des Ausbaus bleibt der Wein immer noch ohne Schwefel, den bekommt er erst bei der Abfüllung. Es wird mit Bâtonnage gearbeitet. Der 2020er besteht aus 100 Prozent Merlot. Manchmal ist in der Cuvée auch ein bisschen Cabernet Franc. In 2020 nur 4.800 Flaschen von diesem Garagenweingut. Die Reben werden hier durch die Lehmböden zwar gut mit Wasser versorgt, doch 2020 gab es definitiv Ertragseinbußen durch die lange Trockenheit. Eric Jeanneteau war lange Zeit Partner der Tochter von Francois Mitjavile von Tertre Roteboeuf. Zumindest in der Entwicklung der Weine ein ganz hervorragender Familienzusammenschluss. Auch wenn das Paar mittlerweile nicht mehr zusammen ist und Tertre de la Mouleyre ob seiner Unbekanntheit auf einem völlig anderen Preislevel ist, reden wir hier von der gleichen Liga. Der 2020er hat eine reiche, dichte Schwarzkirsch-Nase. Und wie alle sehr feinen Weine des Jahrgangs eine schöne gelbe Mango. Dahinter Pfirsich und Veilchen, wunderbar verwoben, nichts Raues in der Nase. Einfach nur schick getragen in genialer, ultrafeiner Aromatik. Aber durchaus intensiv. So raffiniert, so unglaublich delikat. Das ist auch nicht archetypisch für Saint-Émilion, denn so etwas Delikates, Feines und gleichzeitig Konzentriertes in Feinheit und Finesse, gibt es in Saint-Émilion kaum. Die Jahre davor waren eindrucksvoll, aber sie waren irgendwo dicker. Dieser 2020 toppt alles, was ich dieses Jahr in Saint-Émilion getrunken habe. Das ist auf dem Level von Vieux Château Certan in Pomerol und kann auch locker mit Cheval Blanc mithalten. Das ist der beste Wein, den es hier je gab. Einfach ungeheuerlich. Ich bin mal gespannt, wie der 500 Meter entfernte Clos Louie ausfällt. Das müsste ja eigentlich auch der Hammer schlechthin werden, denn normalerweise sind die beiden Nachbarn recht ähnlich. Und es gibt so wenig Menge – schade… Keine Ahnung, wie viel wir abkriegen. Es wird ein Kampf. 100+/100