Lobenberg: Ein nur 1,7 Hektar großes, auf Kalkstein an der Grenze zu Castillon gelegenes Weingut. Bio total. Der Nachbar von Clos Louie in Castillon und Valandraud in Saint Emilion. Die Reben dieses Miniweinguts, das seit 1995 komplett auf Biodynamie umgestellt ist, sind um die 50 Jahre alt. 80% Merlot, 20% Cabernet Franc. Château Tertre de la Mouleyre liegt in Steinwurfentfernung zu Château Valandraud. In der anderen Richtung liegt Peby Faugeres. Der Name des Besitzers ist Eric Jeanneteau. Das Weingut wird in dritter Generation von Eric betrieben, er lebt von diesen winzigen 1,7 Hektar. Der Großvater hat es mit insgesamt 5 Hektar St. Emilion und 2 Hektar Castillon einst gegründet. Das Terroir besteht aus einer Lehmauflage auf reinem Kalkstein. Jeder Weinstock der Dichtpflanzung von über 10000 Stöcken geht im Verlauf des Jahres runter auf maximal 8 kleine Trauben und auf einen Gesamternteertrag von nur noch 300-400g pro Stock. Der Ausbau des Weines erfolgt zu 50% im neuen Holz, die andere Hälfte in ein- und zweijährigen Barriques. Die Fermentation mit Naturhefen, also Spontanvergärung, erfolgt in winzigen Inoxgärbehältern um möglichst Parzelle für Parzelle separat vergären zu könne. Die spontane Fermentation verläuft relativ kurz und ziemlich warm. Danach folgt die Malo im Barrique, dort bleibt Tertre de la Mouleyre dann bis zur Abfüllung. Schon die Nase des 2016er ist einfach geil. Kann man gar nicht anders sagen. Geil und unglaublich schick. Weil es eine Merlot Nase ist, unterlegt mit einer würzigen Cabernet Franc Spur, mit einer konzentrierten Himbeere. Aber oben drüber diese reine Schwarzkirsch-Merlot. Unglaublich fein und geradeaus. Verglichen mit dem parallel verkosteten 2015er ist 2016 eine Spur präziser und gradliniger, eine Spur exakter gezeichnet. Das ist wie die besten Pomerols und Saint Emilions in diesem Jahr. Unglaublich klar, grade und in seiner Reintönigkeit so schick wie kaum jemals etwas was ich in Bordeaux probiert habe. Konzentrierte Himbeere, Eukalyptus und Minze unter der Schwarzkirsche. Auch etwas Sauerkirsche, ein Hauch süße Brombeere, kalter Rauch, etwas Cassis. Schwebend, leicht und trotzdem aromatisch dicht. Aber so schwingend, so betörend, so tänzelnd leichtfüßig und dazu eine so große Spannung ausstrahlend. Das ist eine Komplexität auf einem höheren Level. Eine Komplexität in einer Geradeaus-Stilistik, wie man sie selten probiert. Rauchiger, konzentrierter Schwarzkirschmund mit unglaublich geschliffenem, aber fast brutal intensivem Tannin. Ungeheuer dicht, aber total geschliffen. Nichts tut weh im Mund. Das ist die reine Freude und gleichzeitig die reine Intensität mit unendlich langem, salzigem Finale auf der Zunge. Schwarzkirsche kommt immer wieder hoch. Darunter diese schöne, konzentrierte Himbeere, ein bisschen Sanddorn. Dann kommt Minze, wieder Eukalyptus, aber diese Gradlinigkeit, dieser schwarze, pure Saft, der alles einnimmt. Soooo süffig schon vom Fass. Der Wein ist so dicht und gleichzeitig so unendlich fein, er betört, ist trinkig und süffig von der ersten Sekunde an, ein Wein von dem man sofort weiß, dass er 50 Jahre und mehr überdauern wird. Ich weiß, dass es schwer ist, wenn man einen solchen Wein vergleicht mit den so viel teureren Evangile, VCC und den ganz großen Weinen aus Saint Emilion wie Troplong Mondot. Aber dieser Tertre de la Mouleyre ist fast allen Konkurrenten in seinem Preisbereich so klar überlegen in seiner Reintönigkeit. Es gibt vielleicht noch Tertre Roteboeuf, der deutlich komplexer, breitgefächerter aufgestellt ist, der auch in dieser Liga spielt. Diese Geradeauslinie, die extreme Reintönigkeit, dieses famose Delikate was dieser Tertre de la Mouleyre da in die Waagschale wirft, ist wirklich ein Unikat. Es gibt kaum ein Wein, der mir mehr Freude bereitet hat in den Verkostungen in diesem Jahrgang. Selbst mein Liebling Clos Louie war nicht so präzise. Ich gebe ihm einfach, als Ewigkeiten haltende Delikatesse, mit so einem super Geradeauslauf glatt 100 Punkte. Das ist auch so ein Wein, den man meines Erachtens nach haben muss. Wenn man denn delikate und erhabene Weine, die man bewundern kann, aber vor denen man dennoch nicht Niederknien muss, mag. 100/100