Lobenberg: Ein nur 1,7 Hektar großes, auf Kalkstein an der Grenze zu Castillon gelegenes Weingut. Bio total. Der Nachbar von Clos Louie in Castillon und Valandraud in Saint Emilion. Die Reben dieses Miniweinguts, das seit 1995 komplett auf Biodynamie umgestellt ist, sind um die 50 Jahre alt. 80% Merlot, 20% Cabernet Franc. Château Tertre de la Mouleyre liegt in Steinwurfentfernung zu Château Valandraud. In der anderen Richtung liegt Peby Faugeres. Der Name des Besitzers ist Eric Jeanneteau. Das Weingut wird in dritter Generation von Eric betrieben, er lebt von diesen winzigen 1,7 Hektar. Der Großvater hat es mit insgesamt 5 Hektar St. Emilion und 2 Hektar Castillon einst gegründet. Das Terroir besteht aus einer Lehmauflage auf reinem Kalkstein. Jeder Weinstock der Dichtpflanzung von über 10000 Stöcken geht im Verlauf des Jahres runter auf maximal 8 kleine Trauben und auf einen Gesamternteertrag von nur noch 300-400g pro Stock. Der Ausbau des Weines erfolgt zu 50% im neuen Holz, die andere Hälfte in ein- und zweijährigen Barriques. Die Fermentation mit Naturhefen, also Spontanvergärung, erfolgt in winzigen Inoxgärbehältern um möglichst Parzelle für Parzelle separat vergären zu könne. Die spontane Fermentation verläuft relativ kurz und ziemlich warm. Danach folgt die Malo im Barrique, dort bleibt Tertre de la Mouleyre dann bis zur Abfüllung. Ein dichter, voluminöser Duft greift diese Köstlichkeit der Nase wieder auf. Trinkfertig und doch mit unglaublicher, fast dramatischer Spannung und salziger Mineralik unterlegt. Das ist einer der mineralischsten, frischebeladensten, säurebeladensten Weine, die ich in diesem Jahr am rechten Ufer verkostet habe. Es knallt richtig und trotzdem ist der Wein so lecker und es passt alles. Schon jetzt so köstlich in dieser Kirsche. Sehr saftig, sehr dicht, voluminös und trotzdem am Ende ein superfeiner Wein. Die Mineralik und die salzige Länge verblüfft bei diesem so feinen Jahrgang. Das Tannin ist seidig und trotzdem hat der Wein Spannung, Kalkstein, Säure, alles sehr massiv und trotzdem ultrafein. Extrem lang, tolle Würze, alles salzig, dicht, lang, ganz viel rotfruchtige Affinität an Cabernet Franc, ein großer dichter Loire-Wein lässt grüßen. Das ist genau so eine Sensation wie der 2014er, nur das wir in 15 etwas feiner, gleichzeitig etwas profunder und dichter in der roten Frucht sind. Die etwas feinere und voluminösere, und zugleich dichtere Ausgabe des genialen 14er. Für mich ist Château Tertre de la Mouleyre 2015 einer der ganz großen Weine des Jahrgangs, auch wenn dieses Weingut unbekannt ist. Das ist ganz großes Kino. Von diesem Wein existieren, wenn überhaupt, jährlich nur 4800 Flaschen. Das ist also schon eine Rarität und erstaunlich, dass der Winzer trotz eines ganz anständigen Preises davon lebt, zumal er so extrem arbeitet. Aber dieser Eric ist eben ein Biowinzer und Enthusiast durch und durch. Eine Rückverkostung im Weingut der Jahrgänge 09 und 10 zeigte dann, wie unglaublich die Cabernet Franc im Laufe der Zeit Kraft aufbaut. Aus diesem fruchtstarken Finesse-Wein, aus diesem seidigen Tannin, wird nach 5-6 Jahren auch etwas ganz Großes und ganz Dichtes. Das vergleiche ich ein bisschen mit Château Jean Faure in St. Emilion, auch da dauert es ein paar Jahre, bis der Wein seine ganze Reichhaltigkeit zeigt. Auf jeden Fall ist dies, wie auch schon Jean Faure und Clos Louie, ein unbekannter Riese des Jahrgangs. 98-100/100