Gerstl über:
Chateau Tertre de la Mouleyre
-- Gerstl: Das gibt es immer noch, dass man ein Weingut entdeckt, wo man einfach nur noch staunen kann. Eric Janneteau bewohnt ein einfaches Haus mit einem kleinen Keller. Darum herum ein prächtiger, 1,0 Hektar kleiner Weingarten. Das ist seine Spielwiese, hier hält er sich täglich auf, kennt jeden seiner Rebstöcke in- und auswendig und pflegt sie wie kleine Kinder, selbstverständlich biologisch. Dass hier ausserordentliche Weine entstehen ist eigentlich schon fast logisch. Dennoch überrascht deren überragende Klasse. Der Duft ist absolut traumhaft, eine Naturschönheit wie aus dem Bilderbuch, die Komplexität ist enorm und was für eine Tiefe, eine wahre Duftorgie, die Sinne berauschend. Hei hat der Wein eine wunderbare Süsse, man hat das Gefühl in eine perfekt reife Frucht zu beissen, hier habe ich das Gefühl einen ganz grossen Jahrgang zu verkosten, alles ist eine einzige Harmonie, Kraft und Feinheit, Fülle und Eleganz, Rasse und cremiger Schmelz, Konzentration und verspielte Leichtigkeit, das ist ein Wein, der mich emotional zutiefst berührt. Das ist ein extrem kleines Weingut und die Weine sind sehr gesucht darum relativ teuer. Aber Rarität darf nicht das Argument sein. Dass Janneteau von seinem kleinen Weingut leben will und deshalb einen guten Preis braucht ebenfalls nicht. Dass der Wein so sagenhaft gut ist, dass er seinen Preis verdient, ist schon eher ein Argument, aber es gibt andere, die ebenso gut und preiswerter sind. Das sind so die Überlegungen, die ich mache, bei der Entscheidungsfindung, ob ich diesen Wein in unser Sortiment aufnehme oder nicht. Ok, für einen Figeac, einen La Conseillante oder einen Pichon-Lalande bezahle ich noch viel mehr, obwohl sie rein objektiv qualitativ nicht besser sind. Letztere sind einfach ganz grosse etablierte und unverwechselbare Weinpersönlichkeiten, da ist man halt bereit, auch etwas mehr zu bezahlen. Dieser Tertre de la Mouleyre ist eigentlich noch ein „Nobody“ – und eben doch nicht – er hat das gewisse Etwas, es „kribblet“ in meinem Bauch, ich muss diesen Wein unbedingt haben, das ist ein ganz grosser Wein, besser als die meisten Grand Crus und er hat die Persönlichkeit wie die oben erwähnten. Wir probieren noch 2012 und 2010 zurück um zu sehen, wie sich die Weine entwickeln, schlicht genial. Das ist in der Tat eine sensationelle Entdeckung. 19/20