Lobenberg: Dieses kleine Weingut am Rande der Stadt Bordeaux, in der Nähe von La Mission und Haut Brion, ist historisch anerkannt und verbrieft schon eines der ganz großen Terroirs der Appellation. Mindestens seit 2009 ist Seguin auf dem Level der ganz großen Weine hier. Niemand spricht es aus, denn die Weine sind so viel preiswerter, dass sie nicht als Konkurrenz gesehen werden. Aber häufig ist Chateau Seguin dramatisch besser als die Zweitweine von La Mission und Haut Brion, häufig sogar besser als die Weine des Nachbarn Chateau Pape Clement, und ich halte es nicht für ein Sakrileg, wenn man in manchen Jahren Chateau Seguin durchaus mit den Premier Cru oder mit La Mission in eine Probe stellt. Schon die Nase des schwarzen Weines lässt viele andere Weine der Appellation verblassen. Cassis und Brombeere, Assam-Tee, Olive, Lorbeer, Wacholder, Lakritze, Veilchen. Feines Salz dazu. Immense Spannung aufweisend. Der Mund dieses Weines, bei gleicher Aromatik, ist sehr fein und voller Frische. Voll singender Würze, voll dramatischer Komplexität und Spannung. Dieser schwarzfruchtig-konzentrierte, gleichzeitig säurestarke und würzige Extrakt ist eindrucksvoll und macht viel Spaß. 2014 liegt weit über 2013, der auch schon hervorragend ausgefallen war. Meines Erachtens kann sich 2014 durchaus noch vor den überragend schönen 2012ern auf diesem Weingut stellen, lediglich dem etwas konzentrierten, fokussierteren und würzig-dichteren 2010 muss er sich im direkten Vergleichstest geschlagen geben. Aber der Wein ist nicht weit entfernt. Toller Chateau Seguin und seit vielen Jahren leider immer noch ein Geheimtipp, dabei ist der Wein so sensationell. 94-96/100