Lobenberg: Direkt in Stadtnähe gelegen, unweit von Haut Brion. Daher ähnliches Terroir, bestehend aus Kies und Sand-Kiesgemisch mit etwas Lehm. 2012 wie schon 2011 von der höheren Wärme in Stadtnähe profitierend, der Erntezeitpunkt liegt dadurch früher, die Reife ist höher. Stark vom Ozean beeinflusstes Klima im Süden von Bordeaux. Die Zusammensetzung dieser Cuvee ist aus 50% Merlot und 50% Cabernet Sauvignon. Denis hat das ganze Jahr im Weinberg biologisch gearbeitet (ein separat vinifizierter Teil ist sogar biodynamisch) und extrem ausgelesen. Durch die mehrfache grüne und pinke Lese wurde jede Fäulnis verhindert, extrem sauberes Lesegut trotz des Regens. Nach der vollständigen und vorsichtigen Entrappung durch Rüttler und per Hand erfolgt eine Kaltmazeration bei 8 Grad. Dann folgt die Fermentierung als Spontanvergärung im Zement und großen Holz. Danach verbleibt der Wein 14 Tage auf der Schale. Die malolaktische Fermentation erfolgt im Barrique, der Ausbau für 12 Monate in neuem Holz. Die Ernte der Cabernet in diesem bevorzugten Terroir und Kleinklima fand schon am fünften Oktober statt, Merlot schon im September. Wie bei Haut Brion auch, sind die 2-3 Grad mehr im Stadtgebiet von großem Vorteil gewesen. Die Nase ist unerwartet grandios, ja sogar berauschend, und dem wunderschönen 2011er nochmal überlegen. Große Fülle von Sanddorn und Schlehe. Feiner, heller Sand und dazu Mengen von konzentrierter Walderdbeere und Waldhimbeere. Eingekochtes Pflaumenkompott, Thymian, Koriander, ein wenig Estragon. Schöne Süße zeigend. Orangenschale, dann leichte Exotik mit einem Hauch gelber Frucht. Alles von höchster Intensität. Die Nase erinnert sofort an La Mission Haut Brion, auch im Mund kann Seguin in diesem Jahr fast mithalten. Das ist großes Kino! Was für ein unerwarteter Erfolg. Grandioses Ergebnis. Im Mund der Angriff auf die Geschmacksknospen mit gleicher Intensität! Extrem intensiv! Auch hier Waldfrüchte, Walderdbeere und Waldhimbeere, Zwetschge und sehr viel Salz. Dazu Sanddorn und Sand. Immer wieder eine stark salzige Mineralität. Fast zweiminütiger Nachhall. Sehr fein, voller Finesse und mit großem Spannungsbogen. Intensive Säure dazu und doch vom Holz gut gebändigt. Leichter Bitterton im Nachhall. Das geniale Ergebnis ist Ausdruck eines langen Jahres intensiver Arbeit. Ich bin verblüfft und begeistert - ein so gutes, ja grandioses Ergebnis hätte ich nicht erwartet. 93-95/100