Lobenberg: 14,2 Volumenprozent Alkohol. 62 Prozent Cabernet Sauvignon, 35,5 Prozent Merlot, zwei Prozent Petit Verdot und 0,5 Prozent Cabernet Franc. Die Besonderheit des Wetters 2019: eine drei Wochen frühere Blüte als im Durchschnitt. Ein kühles Frühjahr ohne Mehltaudruck, dann ein heißer Sommer mit Regenschauern am genau richtigen Zeitpunkt. Die Merlot wurde genau vor dem Septemberregen geerntet. Eine großartige Merlot – Best Ever in Margaux. Dann kam ausreichend Regen, um die Cabernet wieder ins Leben zu rufen. Danach wieder ein dreiwöchiges Zeitfenster ganz ohne Regen. Das heißt die Cabernet konnte bis Mitte Oktober ganz ihn Ruhe gelesen werden. Wir haben also sowohl eine reife Merlot aus der Septemberernte als auch eine reife Cabernet Sauvignon, die Mitte Oktober gelesen wurde. Beide in Perfektion. Erntezeiträume von vier Wochen, von Lesebeginn bis zum Ende, bei guten Wetterkonditionen, gab es früher nicht, die Zeiträume waren viel kürzer. Das hat sich mit den warmen Jahrgängen und mit dem Klimawandel geändert. Sehr schwarzfruchtige Nase. Viel schwarze Kirsche, Lakritze, Eukalyptus, etwas Minze, dunkle Erde und süße Maulbeere. Sehr hohe Intensität, sehr hoher Merlot-Anteil in der Nase. Aber auch sehr viel rassiger Druck. Der ganze Erstwein, alle Plots bei Rauzan-Ségla, stehen auf der sogenannten Terrasse No.4. Das ist die Kiesterrasse der Kieslinse, die sich entlang der ganzen Route des Châteaux durch das Médoc zieht. Alle Top-Château liegen auf dieser Kieslinse. Der Untergrund ist Kalkstein und in der Mitte sind die großen Kiesel zusammengeschoben. Großer, grober Kies, fast schon Kieselsteine wie in Châteauneuf, findet sich in diesem Bereich. Das Ganze, zusammen mit sehr alten Reben, ergibt das Beste, was das Médoc aufweist. Alle Top-Château liegen genau auf diesem Terroir. Der Mund von Rauzan-Ségla ist unendlich fein. Ich glaube ich habe noch nie einen so feinen Rauzan-Ségla im Mund gehabt. Schwarze Kirsche mit süßer Lakritze, aber nicht wuchtig, sondern unendlich fein. Dieser Wein trinkt sich wirklich wie ein superfeiner Pomerol. Totaler Schliff, wunderbare Balance. Was für eine grandiose Frühform und trotzdem merkt man die Faust im Samthandschuh dahinter. Der Wein braucht Zeit, aber es ist ein riesengroßer Wein, weil er so riesig elegant ist. Die Komponenten, um so einen genialen Wein hinzubekommen, bestehen nicht nur aus dem Zeitpunkt der Ernte. Keine Trauben von der Nachmittagssonne dürfen verwendet werden, keine scharfe Extraktion darf stattfinden, kein scharfes Pressen. Nächste Komponente: nicht so viel neues Holz. Nur 60 Prozent neues Holz von mittlerer Toastung. Der Rest gebrauchte Barriques. Das ist ganz ohne Zweifel ein großer Rauzan-Ségla. Der beste Rauzan-Ségla in meiner Karriere. Trotzdem klassisch. Viel klassischer als der 2018er, der brillant war und extrem reich. Was für ein Erfolg! 97-100/100