Lobenberg: Dieser winzige Weinberg ist sehr speziell. Er gehört der Familie Trocard, die auch mit Clos de la Vieille Eglise einen der Superstars im Pomerol besitzen. Der Weinberg liegt inmitten von Libourne auf dem Areal der ehemaligen Pferderennbahn der Stadt. Früher schon war sie ein Weinberg, dann wurde der Platz für den Sport genutzt, und schließlich renaturiert und neu bepflanzt. Die Reben sind also dementsprechend jung, erst 2010 gepflanzt. 70 Prozent Merlot, 25 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Cabernet Sauvignon. Die Reben stehen auf reinem Kalkstein mit einer dünnen Lehmauflage. Der Alkoholgehalt liegt 2019 bei 14 Volumenprozent. Dieser sehr bezahlbare Pomerol kann den Jahrgang sofort perfekt widerspiegeln. Die vorne stattfindende Sensation aus Sauerkirsche, Schlehe und etwas Blutorange drückt hocharomatisch in die Nase. Der Mund ist völlig anders als ich das von einem so hohen Merlotanteil erwartet hätte. Wir sind ganz stark in der roten Frucht und haben hier einen superfeinen Pomerol mit roter Kirsche, Sauerkirsche und getrockneten Blaubeerschalen. Auch wieder etwas Holunder und Kalkstein, Salz, ganz helle Lakritze. Alles sehr zart verwoben. Pomerol hat 2019 diesen riesigen Oszillographen von großer, rotfruchtiger Frische, hin zu großer Reife in der Frucht. Das ist irgendwo die Quadratur des Kreises. Das ist wie eine Cool Climate Lage wegen dieser grandiosen Frische. Und trotzdem: Wenn der Winzer keinen Fehler gemacht hat, dann hat man hohe Reife und nichts Grünes. Das macht einfach Freude und hat einen riesigen Spannungsbogen. Aufregend. Wenn dieser Pomerol En Primeur unter 30 Euro anzubieten wäre, dann darf ich daran nicht vorbeigehen. Denn der Wein macht so viel Freude, hat so viel Länge und ist so spannend und aufregend in dieser säurebetonten, mineralischen, schwarzen Rotfruchtigkeit. 95-96/100