Lobenberg: Dieses winzige Château, noch im Stadtgebiet Bordeaux liegend, ist nun seit vielen Jahren im Kreise der Top-Weine Pessac Léognans angekommen und dennoch noch vollständig unbekannt. Einer der Preishammer am linken Ufer schlechthin. Das Weingut segelt im Fahrwasser von La Mission Haut-Brion, Pape-Clement und anderen. Die Lage ist eigentlich eher witzig. Bei diesen hohen Bodenpreisen hier eine alteingesessene Domaine zu betreiben. Und dementsprechend wird ständig etwas rausgezwackt von Immobilienhainen. Die alten Reben sind aber archetypisch für diese Region. Der Besitzer ist Alain Maufras. Insgesamt gibt es nur 16 Hektar, davon 80 Prozent Rotwein. Die Weinreben sind über 30 Jahre alt, der Boden argilo-calcaire und ein bisschen Sand-Kies-Gemisch. Also die klassische Bodenzusammensetzung wie sie auch beim Nachbar La Mission Haut-Brion zu finden ist. Der 2020er kommt mit einer unglaublich typischen Nase für Pessac-Léognan und Pontac Monplaisir. Satte schwarze Kirsche, süßes Cassis, darunter Orangenschalen und gelbe Mango. Süße rote Kirsche, auch ein bisschen Amarena. Für so einen kleinen, preiswerten Wein einfach ungemeine Wucht ausstrahlend. Der Wein hat so viel Schub und gleichzeitig so viel Rasse, Spannung und Feinheit. Wenn ich nicht wüsste, was der Wein kostet, würde ich sagen, dass das irgendwo im mittleren 30 bis 40 Euro Bereich liegt. Archetypisch und klassisch für Pessac. Und mit dem Zusatz des reifen Jahres, mit ein bisschen Süße untendrunter, mit schöner, geschmeidiger Frucht. Harmonisch und trotzdem mit einem ganz eigenen Kick, mit der Orangenschale und der leichten Exotik darunter – Passionsfrucht. Der Wein gefällt mir unglaublich gut. 95-96/100