Lobenberg: Dieses winzige Château noch im Stadtgebiet Bordeaux liegend ist nun seit vielen Jahren, spätestens seit 2008, im Kreise der Top-Weine Pessac Léognans angekommen. Der Preishammer am linken Ufer schlechthin. Das Weingut segelt im Fahrwasser von La Mission Haut-Brion, Pape-Clement, Carmes Haut-Brion, Seguin, Haut Bailly, Château Léognan, Domaine de Chevalier und Smith. Auf der Höhe eines Fieuzal, nur raffinierter und weniger wuchtig, mehr Seguin-Stil. Das Jahr 2018 mit seiner hohen Reife kommt diesem Château hier absolut zu Gute. Die Nase verblüfft und schlägt den wirklich famosen, eleganten und schicken 2017er um Längen. Wir sind hier auf dem Niveau des großartigen 2015ers und 2016ers, allerdings mit einer anderen Charakteristik. Die Trockenheit und die Hitze sorgen für so viel eingekochte Kirsche in der Nase, reichlich, dicht, süße rote Kirsche, süße schwarze Kirsche und Zwetschge, aber nichts Überreifes, einfach nur wuchtig, voluminös und hoch intensiv. Rosenblätter darunter, kaum Veilchen, kaum Lakritze, sondern nur ein Hauch. Wir bleiben in der kirschigen Wucht, langsam kommt ein bisschen Cassis und süße Maulbeere hinzu. Gott, was für eine Fruchtorgie in der Nase. Die Balance stellt sich dann im Mund ein und das ist auch gut so, ansonsten wäre es ein reiner, dicker Fruchtsaft. Im Mund kommt deutlich Salz, deutlich das Kalkstein-Terroir, Lehm, Sand, also auch Feinheit. Aber dieser salzige Terroirabdruck unter diesem Kirschsaft, der immer noch massiv spürbar ist, schafft eben den Ausgleich. So wird aus diesem üppigen Kirschsaft sogar ein feiner Wein mit feiner, heller holländischer Lakritze, auch hier die Blumigkeit, aber wir gehen weg von reinen Rosenblättern, hin auf etwas Jasmin, auch Kräuter der Provence. Der Wein braucht ein paar Jahre Zeit, 2018 hätte ich viel fertiger erwartet, aber man sieht hier, dass es ein großer Wein ist. Ich könnte mir vorstellen, dass er sogar irgendwann an 2015 und 2016 vorbeizieht, weil er neben der Üppigkeit und diesem massiven, aber total samtig und seidigen Tannin eben auch diese mineralische Struktur hat, die diesen Ausgleich schafft. Das ist und wird ein Top-Wert. 95/100