Lobenberg: Dieses noch im Stadtgebiet Bordeaux liegende Weingut ist nun seit vielen Jahren, spätestens seit 2008, im Kreise der Top-Weine Pessac Leognans angekommen. Der Preishammer schlechthin. Das Weingut segelt im Fahrwasser von La Mission Haut-Brion, Pape-Clement, Carmes Haut-Brion, Seguin, Haut Bailly, Leognan, Domaine de Chevalier und Smith. Auf der Höhe eines Fieuzal, nur raffinierter und weniger wuchtig, mehr Seguin-Stil. Ein perfektes Jahr 2016, ideale Wetterbedingungen. Ideal wie 2015. Gutes Terroir mit viel Lehm, also kein Hitzestress. Alles reifte letztlich perfekt. Dann bewahrten die sehr kühlen Nächte im Sommer die Frische im Wein. Dieser überwiegend auf Merlot basierende Wein ist immer fein und frisch. Mit einer La Mission ähnlichen Fruchtcharakteristik. Es ist verblüffend, wie die Nachbarn Seguin und Pontac Monplaisir dem Nachbarn La Mission ähneln. Das Terroir bestimmt schon deutlich den Charakter. Der 2015er war in der Nase so unglaublich fein, leicht exotisch mit seiner leichten Orangenschale und mit viel roter Frucht. Wir sind in 2016 deutlich schwärzer. Schon in der Farbe. Zum Reinplumpsen dunkel. Reife Pflaume, sehr reife schwarze Kirsche, Maulbeere, aber auch hier ein wenig die Exotik der Orangenschale, auch sehr blumig, Veilchen, Jasmin, auch Rosenblätter. Sehr duftig, ätherisch, aber wie eine dunkle Wolke mit dieser leichten Exotik. Holunder und Garrigue. Darunter frische Minze, Eukalyptus. So eine komplexe, schöne, dunkle Nase. Im Mund ist es fast noch verblüffender. Noch komplexer und vor allem präzisere als 2015. Deutlich an diesen eindrucksvollen, wuchtigen, komplexen 2010er erinnernd. Aber mit einer unglaublichen Feinheit dazu. Sehr viel schwebender und frischer. Feine Passionsfrüchte, Orangenabrieb, Aprikose unter der schwarzen Kirsche und dazu auch süße Maulbeere. Keinerlei Fett sondern nur fein. Hocharomatisch und komplex mit salziger Länge, starker Mineralität. Das ist ein tänzelnder, spannungsgeladener Pessac Léognan. Ich habe erst wenige Weine aus dieser Appellation in diesem Jahr probiert, aber dieser Pontac Monplaisir ist nicht so weit entfernt vom Überflieger Seguin, der natürlich in Preis-Qualität dennoch alles in den Schatten stellt. Aber dieser Pontac Monplaisir kostet auch nur gut die Hälfte von Seguin und ist in diesem Preisbereich ein wirklicher Knaller. Wer 2009 und 2010 Pontac Monplaisir je probiert hat, kann an 2016 auf keinen Fall vorbei, weil es die Krönung von 2010 mit mehr spielerischer Leichtigkeit ist. Mit mehr Erhabenheit, feiner Frische und trotzdem sattem, total geschliffenem Tannin. Keine Ecken und Kanten. Der Wein bleibt trotz seiner Massivität irgendwie immer leicht und schwingend. Ich kann ihn nicht höher bewerten als 2015, denn 2015 war in seiner entgegenkommenden, freundlichen Art auch grandios. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist 2016 stylischer, präziser und am Ende noch vor 2015 der beste Wein, den sie hier je gemacht haben. Man wird es nicht glauben im Vergleich mit dem Blockbuster 2010, aber diese Feinheit obendrauf ist wirklich genial. Eine Ode an die Freude. 95-96/100