Lobenberg: Dieses noch im Stadtgebiet Bordeaux liegende Weingut ist nun seit vielen Jahren, spätestens seit 2008, im Kreise der Top-Weine Pessac Léognan angekommen. 2015 sehr begünstigt vom Wetter in der best ever Appellation Pessac, im Fahrwasser von La Mission Haut-Brion, Pape-Clément, Carmes Haut-Brion, Seguin, Haut Bailly und Smith. Ideale Wetterbedingungen, ideale Zustände zwischendurch in den heißen Sommertagen, immer wieder mal kleine Schauer. Alles reifte perfekt, kühle Tage im Herbst (September und Oktober). Die Frische wurde bewahrt. Dieser überwiegend Merlot-basierte Wein zeichnete sich schon 2014 durch seine unglaubliche Feinheit und Frische bei dichter Frucht aus. 2015 kommt mit einer ähnlichen Stilistik daher, nur noch etwas profunder und von deutlich wuchtigerer Frucht getrieben. Nicht ganz so fett wie die Großen 09 und 10, eher feiner und eher mit seidigem Tannin ausgestattet. Das ist nun beileibe kein Nachteil, denn 2010 war imposant aber vielleicht etwas sehr massiv. Hier in dem ganz reifen 2015 haben wir einen Teil mehr Frische und Feinheit. Man spürt die uralten Reben in der Intensität des Weines, aber auch in der zarten Zurückhaltung der so massiven, aber eben seidigen Gerbstoffe. Eine tolle Schwarzfruchtcharakteristik, Brombeere, Maulbeere, Cassis, getrocknete Blaubeere, etwas Holzkohle, dunkle Schokolade, Tabakkiste, dann kommt langsam auch schwarze Kirsche dazu, welche immer stärker wird. Im Mund gewinnt die schwarze Kirsche dann fast überhand. Cassis und Brombeere als Verfolger, schöne salzige, druckvolle Mineralität, tolle Länge und das Ganze bei großer Feinheit. Im Grunde haben wir hier schon die Finesse von 2014 und die Wucht und Kraft von 10, das Ganze ist nur besser harmonisiert, tänzelnder und feiner. Diese frische Rasse, diese Pikanz, diese tolle Spannung und Vibration, das ist einer der tollsten Weine den Pontac Monplaisir bisher gemacht hat, und wenn man den Preis dieses Weines nicht kennen würde, kann man ihn in einer Blindverkostung schon locker zwischen die Weine der vorderen Reihe stellen. In der Stilistik ähnelt er häufig am ehesten den nächsten Nachbarn La Mission Haut-Brion und ein wenig auch Seguin, ohne natürlich ganz an diese heran zu kommen. Aber 2015 ist das auf jeden Fall ein großes Highlight. Einer der Superschnäppchen des Jahrgangs. Ich habe ihn in einer Reihe probiert mit Pape-Clément, Château Larrivet Haut-Brion, Fieuzal, Domaine de Chevalier und Les Carmes Haut-Brion, und ich habe ihn nur bei einigen dieser Vergleiche für schwächer bewertet. Aber wenn ich ehrlich bin, dann natürlich auch weil ich weiß, dass er so viel günstiger ist. Sie entscheiden dann später selbst! Ich finde ihn auf jeden Fall wunderbar. 95-96/100