Lobenberg: 2021 ist ein wirklich großes Weißweinjahr. Und im Gegensatz zum guten, aber eher moderat ausfallenden Rotwein dieses Weinguts, ist der weiße 2021er ein überragender Wein. Ein würdiger Nachfolger vom seinerzeit so großartigen 2017er, vielleicht sogar etwas darüber angesiedelt. Aprikose und Mandarine in der Nase, weißer Pfirsich, Lindenblüten und weißer Flieder. Blumig und schwebend. Fast ein bisschen ein Muscat-Ton. Wow, was ist das perfekt verwoben in der Nase! Neben der Blumigkeit kommen dann helle Quitte und gelbe und weiße Birnen, auch weiße Melone. Wunderbare Haptik im Mund, auch hier wieder Aprikose und Mandarine, weißer Pfirsich und gelbe Birne. Das Ganze ist hochintensiv, kreidig, kalksteinig und salzig. Wunderbare Länge. Das Holz ist spürbar, aber perfekt eingebunden. In seiner Gesamtausprägung ein klassischer Pessac-Léognan und 2021 sogar klar vor der sicheren Bank Clos Floridene. In diesem Jahr werde ich mit Pontac Monplaisir und La Grande Clotte zwei eher unbekannte Namen in der Spitzengruppe positionieren, weil die Weine so unglaublich herausragen. Das ist ein sehr perfekter Weißwein und selbst Fieuzal blanc wird es schwer haben. 96-97/100Dieses winzige Château, noch im Stadtgebiet Bordeaux liegend, ist nun seit vielen Jahren im Kreise der Top-Weine Pessac Léognans angekommen und dennoch noch vollständig unbekannt. Einer der Preishammer am linken Ufer schlechthin. Das Weingut segelt im Fahrwasser von La Mission Haut-Brion, Pape-Clement und anderen. Die Lage ist eigentlich eher witzig. Bei diesen hohen Bodenpreisen hier eine alteingesessene Domaine zu betreiben. Und dementsprechend wird ständig etwas rausgezwackt von Immobilienhainen. Die alten Reben sind aber archetypisch für diese Region. Der Besitzer ist Alain Maufras. Insgesamt gibt es nur 16 Hektar, davon 80 Prozent Rotwein. Die Weinreben sind über 30 Jahre alt, der Boden argilo-calcaire und ein bisschen Sand-Kies-Gemisch. Also die klassische Bodenzusammensetzung wie sie auch beim Nachbar La Mission Haut-Brion zu finden ist. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.