Lobenberg: Der Überflieger der letzten zwei Jahrgänge. 2014 und 2015 gab es kaum etwas Besseres. 75% Cabernet Sauvignon, 21% Merlot, 4% Cabernet Franc. Der Nachbar von Chateau Latour hat mit Abstand immer den feinsten Charakter der direkt benachbarten Weingüter. Wenn Pichon Comtesse keine Finesse schafft, dann schafft es keiner. Das Schöne an Pichon Comtesse ist, dass es trotz der Nachbarschaft zu Latour in seiner unglaublichen Feinheit und roten Frucht viel näher an Lafite ist. Dies ist auch 2016 so. Unglaublich fein. Schöne Sauerkirsche, aber auch sehr reife Himbeere. Nur ganz fein und zart dahinter etwas Cassis, Brombeere und süße Maulbeere kommend. Feine Würze, schon in der Nase total poliertes Tannin. Weißer Pfeffer, ganz helle Lakritze. Ein tiefer Atemzug. Schon die Nase hat eine unglaubliche Länge und eine totale Raffinesse. Der Wein ist der Gegenentwurf zu Mouton Rothschild, aber er ist auf dem gleichen Level. Pichon Comtesse hat das geschafft, was wir uns bei Lafite gewünscht hätten, nämlich unter dieser traumhaften, geschliffenen, extrem tanninreichen, total polierten roten Frucht und lebendigen Frische, einen Hauch von runder, molliger Süße zu hinterlegen. Das gibt neben der Raffinesse eine unglaubliche Köstlichkeit. Das ist zugänglich. Nichts ist hart, alles ist ultrafein. Schick in roter Frucht laufend. Im Grunde ist Pichon Comtesse auch ein archetypischer, perfekter Saint Julien mit etwas mehr Süße. Und das Maskuline, Pauillac-100artige ist in 2016 wie schon in 2015 im Grund so nicht vorhanden. Es ist auf jeden Fall total typisch für Pichon Comtesse, aber eben in einer, vor 2015 und 2016, nie dagewesenen Feinheit, Raffinesse und Köstlichkeit. Ist das eine Freude diesen Wein im Mund zu haben. Man kann ihn fast nicht ausspucken. Sehr lang, sehr fein, erhaben und getragen. Das erinnert mich ein bisschen in dieser feinen Kirschigkeit an einen ganz großen Barolo Monfortino aus einem reifen Jahrgang. Das ist eine wahre Delikatesse. 100/100