Lobenberg: Es ist das zweite Weingut von Cathérine Papon-Nouvel, die auch Clos St-Julien, Gaillard und Peyrou vinifiziert. Auch hier biodynamische Bewirtschaftung und auch biologisch zertifiziert. Das Weingut liegt fast direkt neben Canon la Gaffelière, so ist das Terroir so ziemlich das Gleiche. Es gibt nur 2 Hektar von diesem Weingut. Die Reben sind über 70 Jahre alt, gehen auf die 75 zu. Es gibt weniger als 10.000 Flaschen. In der Regel nur 7.000 auf Grund des geringen Ertrages. Dichtpflanzung 10000 Stock/ha. 80% Cabernet Franc, 20% Merlot. Der Alkohol liegt etwas über 14%. Der Wein wird natürlich spontan vergoren und dann überwiegend in neuem Holz ausgebaut. Das Terroir gilt als besser als Canon la Gaffelière aber auch dort wurden in 2015 und 2016 grandiose Weine gemacht. Das Terroir ist also allemal gut für Spitzenweine. Es besteht aus Kiesel, Sand und auch Lehm. Also guter Feuchtigkeitsspeicher. 2016 unterscheidet sich relativ deutlich von 2015. 2015 war noch mehr in Sauerkirsche, Himbeere, Cabernet Franc geprägt. Aber 2016 ist eben in diesen flachen Weinbergen die Merlot so extrem gut gelungen. Es gab wenig Wasserstress, denn der Boden speichert gut und die Merlot reifte voll aus, ohne ihre Säurestruktur zu verlieren. Wir haben hier dann überraschend eine deutliche Prägung von schwarzer Johannisbeere, dazu auch etwas Cabernet-artige rote Johannisbeere. Erst mal eigentlich typisch Cab. Sauv. Dann Merlot, schöne reife Zwetschge, Brombeere, Maulbeere, aber nicht marmeladig, nicht wuchtig. Nur hocharomatisch rüberkommend. Erst am Ende kommt ein bisschen reife Himbeere, Sanddorn und ein Hauch Aprikose und Passionsfrucht dazu. Das verleiht der Nase den Kick für hohe Individualität. Reinste Natur. Im Mund ein relativ massiver Angang. Erstaunlich, dass wir nach 2015 in 2016 so viel Druck im Wein haben. So viel schwarzfruchtig betonte Mineralität mit langer, salziger Spur. Extrem sattes aber butterweiches, geschliffenes Tannin. Und trotzdem diese Feinheit und diese darüber liegende feine Säure. Das Ganze schwingt spielerisch und ist trotzdem so intensiv. 2016 ist für mich dort in der Charakteristik näher an Canon la Gaffelière als 2015, wo die Cabernet Franc das Unikathafte ausmacht. 2016 ist aber insgesamt der größere Wein. Das hat schon richtig Oberklasse. Dieser Quantensprung speziell in der Merlot liegt sicherlich auch in dem neuen, von Cathérine eingesetzten System der Selektion. Komplette Entrappung, möglichst saubere Beeren, die dann in ein mit Zucker angereichertes Wasserbad kommen. Diese Wasser-/Zuckerkonzentration entspricht genau dem Saft einer reifen Beere. Die Guten sacken nach unten, die nicht ganz reifen Beeren bleiben an der Oberfläche und werden abgeschöpft. Das reinigt zugleich die Beeren komplett. Es bleiben keinerlei Stiele und somit keinerlei Potenzial für Bitterstoffe drin. Die dann entnommenen, reifen Beeren werden einmal kurz vom Zuckerwasser befreit und gehen dann in die Fermentation. Dieses, auf Chateau Ausone erstmalig eingesetzte System, führt zu einem wahnsinnigen Qualitätsanstieg, denn es werden sicherlich nochmals 20% der Beeren aussortiert. Das Ergebnis ist berauschend und im Grunde haben wir damit zwei riesen Potenziale für Qualitätsanstieg. Der sensationelle Jahrgang 2016 mit dieser ungeheuer guten Merlot, sowie dieses neue Selektionssystem am Ende der Entrappung. Es ist ein Quantensprung bei Cathérine, obwohl die Weine schon vorher genial waren. Es kommt hier nochmals eine Konzentration und Reife, ohne dass die Frische verloren geht. Wunderschöner Wein, mindestens auf dem Niveau des Nachbarn CLG. 97-98/100