Lobenberg: Wir haben, wie in 2010, einen richtigen Geheimtipp. Irgendwie aber auch nicht mehr ganz so geheim. Dichtes Rubin mit violettem Kern. Die Nase ist ein echter Pauillac-Klassiker in moderner Interpretation – eine satte Aromenspur aus zerdrückter schwarzer Johannisbeere, reifen Brombeeren, etwas Himbeere und feinem Graphit. Dazu kommt dieser unverkennbare Duft nach Bleistiftspitze, ganz dezent eine jodige Note, viel Frische und florale Anmutung: Veilchen, ein Hauch Lavendel. Schon hier zeigt sich: Pédesclaux hat in 2016 endgültig den Anschluss an die Spitze geschafft. Am Gaumen dann strahlend klar, kraftvoll, aber nicht überladen. Ja, das ist ein Pauillac mit Muskeln, aber quasi in maßgeschneiderter Robe. Tiefgang, Fruchtdruck und trotzdem Finesse. Schwarze Früchte dominieren mit Cassis, Brombeere, einem Hauch von Blaubeere, aber die Frische zieht sich wie ein kühler Strom durch die ganze Struktur. Saftige Tannine, engmaschig und doch feinpoliert. Langes, salzig-mineralisches Finish mit feiner Würze, etwas Pfeffer und dunkler Schokolade. Das ist keine plumpe Wuchtbrumme, sondern ein geradliniger, stilvoller Pauillac mit echtem Charakter. Die Extraktion ist spürbar, aber perfekt integriert, nichts wirkt aufgesetzt oder schwerfällig. Stattdessen herrscht hier eine Art kontrollierte Kraft – alles sitzt, alles ist balanciert. Die präzise Struktur erinnert an Klassiker aus dem Hause Lynch Bages, aber mit noch etwas mehr Eleganz und moderner Textur. Der Wein bleibt dabei nie kühl oder abweisend – ganz im Gegenteil: er bietet echten Trinkfluss bei aller Tiefe.