Lobenberg: Zu Zeiten der französischen Revolution war Léoville das größte Weingut im Médoc. Mittlerweile ist es dreigeteilt (Poyferré, Barton, Las Cases). Seit 1920 ist Château Leoville Poyferré im Besitz der Familie Cuvelier und wird seit 1979 von Didier Cuvelier geleitet, der sich die Unterstützung von Michel Rolland gesichert hat. Wir finden hier kiesdurchsetzten Sandboden. Der 2018er ist aus 64% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 3% Cabernet Franc und 3% Petit Verdot zusammengesetzt. Wenn man alle 3 oben genannten Leoville vergleicht, dann ist es schon überraschend, dass Poyferré in 2018 die eleganteste Nase aufweist. Barton war viel wuchtiger und intensiver, voluminöser, reifer. Poyferré ist zwar konzentriert aber gleichzeitig ultrafein, fast an einen Pauillac Richtung Lynch Bages erinnernd. So feine Kirsche, seidiges Tannin schon in der Nase, voller Finesse, blumig aus dem Glas steigend. So feine süße Kirsche, feinste helle Lakritze, weiße Schokolade, viel Haselnuss und Walnuss, ganz fein gewebt. Im Mund dann allerdings auch die Reife zeigend, wie die meisten Saint Juliens dieses Jahr sie zeigen, extrem konzentrierte Frucht, wie Barton sie auch schon hatte, vielleicht ein bisschen feiner bleibend. Aber insgesamt schon enorme Spannung, enorme Konzentration. Dabei bleiben die Tannine ultrafein, weich, der Wein ist seidig, tänzelnd. Die Tanninmassen tun nie weh und dennoch ist die immense Konzentration spürbar. Der Wein scheint vordergründig fertig trinkbar, es ist sofort alles da und doch merkt man an der Konzentration, dass das ein extremer Langstreckenläufer sein wird. Die Tannine und die Säure sind weniger gradlinig als 2016, der ein ganz großer Wein war. 2018 wird groß, braucht aber Zeit. Und wird immer feiner, weicher, reifer im Tannin bleiben. Die Frische kommt auch hier aus der Reife. Toller Stoff und eigentlich gar nicht hinter Leoville Las Cases. Gefällt mir extrem gut! 97-100/100