Lobenberg: Die Assemblage besteht 2021 aus 70 Prozent Cabernet Sauvignon und 30 Prozent Merlot. Der Wein hat 13 Volumenprozent Alkohol. Léognan hatte in 2021 einen entscheidenden Vorteil: Es gab hier keine Krankheiten, alles war sehr gesund, kein Druck während der Lese. Eine absolute Ausnahme, hatten doch quasi alle anderen Winzer mit Mehltau zu kämpfen. Léognan hat nur 6 Hektar und das Terroir hat das Wasser extrem gut aufgenommen. Diese Kombination war ein echter Segen in 2021, so konnten die Trauben lange am Stock verbleiben, bis sie ihre optimale Vollreife erreicht hatten. Gelesen wurde erst in der dritten Oktoberwoche. Kein Ernteausfall, im Gegenteil – hier spricht man auch mengenmäßig sogar von einem sehr guten Jahrgang. Diese Vollreife spürt man schon in der tiefdunklen, violetten Nase mit reifer, seidiger Pflaume, Brombeere, Schattenmorelle, etwas dunkler Kakao dazu, helle Lakritze, feinste Minze, auch ein Touch Eukalyptus. Enorm konzentriert in dieser schwarzfruchtigen Süße. Riecht schon total lecker mit dieser warmen, fast kalifornischen Ausprägung. Spannend, weil das so gar nicht zum Jahrgang passt, eher untypisch für 2021. Es schwingt auch etwas schwarze, erdige Mineralität mit. Fast ein bisschen Trüffel. Am Gaumen dann warm und balanciert, das Tannin ist hier total reif. Reife Himbeere, Brombeergelee, Schwarzkirsche, sooo viel süße Schokolade im Nachhall. Das ist total lecker, einfach rund, stimmig und in sich ruhend mit phänomenaler Dichte und Wucht. Durchaus mehr als nur ein Zweitwein der Domaine de Chevalier, schicker Hedonismus mit Schub. 95+/100 *** Die reine Fläche von Château Léognan ist 1989 gepflanzt worden, sie umfasst nur sechs Hektar. Die Reben stehen direkt neben jenen der Domaine de Chevalier. Bisher waren sie Bestandteil des Erstweins von Chevalier. Hier stehen 10.000 Stöcke pro Hektar, der Ertrag ist mit unter 500 Gramm Trauben pro Rebe extrem gering. Diese Dichtpflanzung ist »state of the art«. Der Besitzer des Château Léognan hat das Weingut vor einigen Jahren gekauft, die Weinberge werden biologisch bearbeitet, sind aber noch nicht zertifiziert. Allerdings sind sie bereits in dem von Landwirtschaftsministerium aufgesetzten HVE3-System aufgenommen und damit in Sachen Umweltverträglichkeit zertifiziert. Die sechs Hektar kamen an den Besitzer, weil der Verkauf des Weinguts an die Domaine de Chevalier nicht zu Stande kam, da diese nur an den Weinbergsflächen, nicht aber an den 80 Hektar Wald und Wiesen interesseiert war. Der neue Besitzer hat alles zusammengekauft und bewirtschaftet nun auch diese sechs Hektar Top-Reben mit 30 Jahren Rebalter nach biologischem Vorbild im Weinberg und im Keller. ***Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.