Lobenberg: Diese im Jahre 1989 gepflanzten 6 Hektar stehen direkt neben der Domaine de Chevalier, denn sie waren bisher Bestandteil des Erstweins und somit in der Bearbeitung der Domaine de Chevalier. 10.000 Stöcke pro Hektar. Gepflanz vor mehr als 20 Jahren von der Domaine. Unter 500 Gramm Ertrag je Pflanze, State of the Art. Die Familie Bernard von DdC erwartete, dass diese Fläche dereinst auch in den Besitz der Domaine kommt. Der neue Besitzer aber, der diese 6 Hektar mit samt 80 Hektar Wald und Wiesen kaufte (DdC wollte aber nur den Weinberg kaufen und erhielt so keinen Zuschlag), war in diesem Kontext an der Verpachtung nicht interessiert, und so hat Chateau Leognan heute 6 Hektar Top-Reben mit deutlich über 25 Jahren Rebalter, sowie der Pflege und biologischen Weinbergsbearbeitung von der Domaine de Chevalier. Was für eine Basis! Es handelt sich bei diesen 6 Hektar um 70% Cabernet Sauvignon und 30% Merlot. Das Weingut ist allerdings trotz biologischer Bearbeitung nicht zertifiziert, da es erst vor kurzem aus der Domaine de Chevalier herausgelöst wurde. Der 2017er ist vom ersten Eindruck der Nase her noch weitaus wuchtiger, voluminöser und aromatischer als der 2016er. Dafür aber nicht ganz so fein, nicht so poliert, nicht so elegant. Aber da kommt schon eine unglaublich wuchtige Frucht mit ganz süßer, reifer Cabernet. Meine Erwartungshaltung ist schon in Richtung fett gehend, aber der Mund präsentiert sich dann unendlich fein und total geschliffen. Wir sind fast nur auf roter Frucht. Johannisbeere, Kirsche, auch Zwetschge. Das Ganze mit einer erstaunlich hohen Säure für ein reifes Jahr wie 2017. Ich hatte mit einem deutlich geringeren Lebendigkeitsgrad gerechnet. Der Wein tänzelt. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Besitzer einige Jahre brauchte, um seine Weinberge, die ja früher hauptsächlich von der Domaine de Chevalier bewirtschaftet wurden, zu verstehen. Erntezeitpunkte, vor allen Dingen auch die Zugabe von einigen reifen Rappen, die hier eindeutig mit in der Vergärung gelaufen sind. Unglaublich lang, immer vibrierend, tolle Spannung. Bleibt immer auf der roten Frucht. Trotzdem strahlt er die Wärme des reifen Jahrganges aus. Ich glaube zwar nicht, dass der 2017er diese ungeheure Eleganz, diese spielerische Leichtigkeit bei gleichzeitig immenser Tiefe von 2016 erreicht. Dafür ist er vielleicht zu vordergründig, zu vergnüglich vom ersten Moment an. Aber er macht ungeheure Freude und wird sicherlich eher zugänglich sein als 2016. Der Wein hat Klasse und für meinen zweiten Wein auf dieser Bordeaux-Reise ist es besonders schön, so lecker und mit so hoher Klasse und Frische einzusteigen. Da ich immer noch unter dem Schock des perfekten Jahrgangs 2016 stehe, denn das war überhaupt mein bester je verkosteter Jahrgang, bewerte ich diesen Wein, obwohl er wirklich extrem schön und rassig daherkommt, nicht ganz so hoch. Dennoch ein superber Erfolg aus Pessac-Leognan. 94+/100