Chateau Le Gay 2022

Chateau Le Gay 2022

Holzkiste

Zum Winzer

98–100
100
2
Merlot 90%, Cabernet Franc 10%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2031–2056
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 98–100/100
Wine Cellar Insider: 97/100
Suckling: 97/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pomerol
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Le Gay 2022

98–100
/100

Lobenberg: 90 Prozent Merlot und 10 Prozent Cabernet Franc. Die Nase ist fein mit gelber Frucht unterlegt. Schwarze Kirsche mit unsüßem Cassis und ganz heller Lakritze. So wie Château La Gaffelière oder Canon in Saint-Émilion ist das hier in Pomerol: edel in seiner schicken Verspieltheit. Im Mund kommt dann noch ein Hauch Power dazu. Die schwarze Frucht krieg massiv schiebende, super feine und samtige, aber dichte Tannine dazu. Wie ein schwarzer Tanninteppich schiebt das über die Zunge und bleibt dabei unglaublich fein. Diese Tannine brauchen fünf, sechs, sieben Jahre, um sich vernünftig einzubinden. Dann ist dieser Le Gay 2022 ein ganz großer Wein. Ein Wein mit einem riesigen Potenzial, der sich aber auch schon jung überragend präsentiert. Ohne Frage großes Kino – ich bin hin und weg! 98-100/100 *** Château Le Gay und die Auskopplung daraus, La Violette, sind die beiden Weine, durch die Jérôme Aguirre und J.C. Meyrou von Bellefont-Belcier und Tour Saint Christophe berühmt wurden. Sie haben diese beiden aus der Taufe gehoben und zu 100 Punkten geführt. Nach deren Abgang war es längere Zeit in der Versenkung verschwunden, 2016 war Le Gay dann aber wieder verdammt gut. Einer der ersten Kultweine Pomerols mit Mikro-Vinifikation. Berühmt für seine große Eleganz. Im Grunde das Château Canon des Pomerol.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

97
/100

Wine Cellar Insider über: Chateau Le Gay

-- Wine Cellar Insider: With a solid depth of color, initially you find flowers, espresso, licorice, black cherries, chocolate fudge and plum aromatics crowd into the nose. The sensations on the mid-palate, and finish mirror the aromatics as they flow over your palate. The ending is packed with waves of perfectly, ripe, elegant, black, red, and blue fruits that linger. The wine will require at least a few years of aging before it begins to really start to show its best. But, if you have patience, this is going to age for 2 - 3 decades. The wine blends 90% Merlot with 10% Cabernet Franc. 14.5% AB, 3.7 pH. Drink from 2027-2055.

97
/100

Suckling über: Chateau Le Gay

-- Suckling: The complex aromas of brambleberries and fresh herbs such as lemongrass and Italian basil come through beautifully here, giving a liveliness and focus. Medium-bodied with firm and silky tannins and a racy and refined finish. Tight. Really lovely. More elegant and thoughtful than in the past. Drink after 2029.

19+
/20

Gerstl über: Chateau Le Gay

-- Gerstl: Immer wieder aufs Neue erstaunen mich Frische und Leichtigkeit in diesen Weinen, was man von diesem Jahrgang nicht unbedingt erwarten konnte. Die Merlot-Frucht wirkt in keiner Weise zu üppig, sondern strahlt mit viel Frische und herrlich rotfruchtiger Ausprägung aus dem Glas. Köstliche Extraktsüsse im Auftakt, die die Fruchtaromatik noch zusätzlich verstärkt. Der Le Gay ist wunderschön ausbalanciert, da die Säure viel Frische und Saftigkeit in den Wein bringt. So wirkt alles tänzerisch leicht trotz der beeindruckenden Fülle. Ein Schwall von rotbeerigen Aromen schwirrt umher und erinnert mich schon fast an einen Burgunder. 19+/20

Mein Winzer

Chateau Le Gay

Das Weingut Le Gay hat enormes Potenzial und verfügt über ein ausgezeichnetes Terroir. Die Hektarerträge aus uraltem Rebbestand betragen unter 20 Hektoliter pro Hektar.

Chateau Le Gay 2022