Lobenberg: 100% Merlot. Dieses winzige, nur 2,5 Hektar große Weingut ist direkt an den Ausläufern der Hänge von St Emilion und die Fortsetzung der Hänge von Tertre Roteboeuf Richtung Castillon gelegen, direkt unterhalb und zur Seite von Castillon. Dieses im Grunde lehmige Ufer liegt aber unerwartet zu 100% auf einer reinen Kalksteinplatte mit Lehmauflage, eine ehemalige Kalkstein-Ziegelei war deshalb hier angesiedelt, mit das beste Terroir Saint Emilions. Perfekt für das immer trockenere, mediterrane Klima. Das Weingut war bisher im Besitz von Pierre Lafon. 2018, nach zwei Katastrophenjahren in Folge (2017 Frost, 2018 Mehltau), musste Pierre aufgeben und hat an Silvio Denz verkauft, den Besitzer von Faugeres und Peby Faugeres. 100 Prozent Merlot. Ausgebaut wird in einem Drittel Neuholz und zwei Drittel gebrauchtem Holz. Die Mazeration wird ganz geduldig über vier bis fünf Wochen laufen gelassen. Es wird nicht übergepumpt und der Wein nie hart gepresst. Es wird quasi nur aus dem Free Run Juice genommen, ohne Pressen, um keine harten Tannine aus den Kernen zu extrahieren. Der 2020er hat eine sehr dichte Farbe, ist rot-violett, mit leichten schwarzen Einsprengseln. Die Nase ist ungewöhnlich reich und dicht, eher an 2019 erinnernd, was ich bei 2020 so nicht erwartet hätte, weil schon in der Nase so viel rote Frucht und so viel unglaubliche Frische herausströmt. Konzentrierte Himbeere, darunter ganz leicht Erdbeere, Schlehe, Sauerkirsche, rote süße Kirsche und Zwetschge. Fein und gleichzeitig ungemein dicht. Rotfruchtig dominant, erst langsam kommt schwarze Kirsche dahinter. Aber ein erstaunlich feiner Wein in der Nase. Und erstaunlich Richtung Mineralität und rote Frucht laufend. Man möchte reinspringen! So einnehmend, voluminös, sexy-erotisch ist die Nase. Auch der Mund wird total dominiert von Himbeere, aber in sehr konzentrierter Form. Sehr dicht, dahinter kommen Schlehe, Sauerkirsche und frische Zwetschge. Eine wunderschöne Kalkstein-Mineralität. Das fast reine Kalkstein-Terroir dieses Winzlings kommt extrem schön durch. Salzigkeit mit Karamelle, etwas Honig und grandioser Frische von Limette und pinker Grapefruit. Ein traumhafter Nachhall! Ich hätte jetzt in 2020 nicht so eine geniale Frische wie in 2019 erwartet, aber im Grunde sind 2019 und 2020 ziemlich ähnlich. Dicht, sexy, eine Wucht. Ein großer Saint-Émilion, aber auch ein untypischer Saint-Émilion in seiner rotfruchtigen, frischen Ausrichtung. Grandiose Opulenz. Nicht fett, aber einfach viel Wein. Die Tannine sind reichlich vorhanden, aber sie sind geschliffen und seidig. Man möchte sagen eher samtig, weil es eben so reich und dicht ist. Nichts Unreifes, nichts Harsches in diesem Wein. Vollreif und trotzdem crisp und frisch. Das ist ein Saint-Émilion-Stil, den ich sehr liebe. Der Mund zieht sich zusammen ob dieser genialen Frische der roten Frucht. Die Augen werden schmal. Dieses Pikante in diesem Lafon La Tuilerie ist einfach atemberaubend. Er strahlt eine sagenhafte Kühle und Frische aus, eine Kühle und Ausdruckskraft, die sich schon Richtung Jean Faure bewegt. Lafon la Tuilerie hat 2020 vielleicht sogar den Vogel abgeschossen in seiner bisherigen Laufbahn. Ich finde, das ist ein großer Wein. Ein extrem schicker Stoff. Beeindruckend, hedonistisch, hocharomatisch und geschmackvoll. Superb! 99-100/100