Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2017

Lafon la Tuilerie

Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2017

97–98
100
2
Merlot 100%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2045
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–98/100
Pirmin Bilger: 20/20
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2017

97–98
/100

Lobenberg: Ein winziges Weingut, nur 2,5 Hektar groß, das direkt an den Ausläufern der Hänge von Saint-Emilion liegt. Genauer gesagt ist es die Fortsetzung der Hänge von Tertre Roteboeuf in Richtung Castillon. Dieses im Grund lehmige Terroir liegt aber nur hier zu 100% auf einer Kalksteinplatte. Mit das beste Terroir Saint-Emilions. Hier wurden früher Kalksteinziegel hergestellt. Daher auch der Name La Tuilerie. Alles wird in reiner Handarbeit im Weinberg bearbeitet und auch später händisch entrappt. Pierre Lafon ist auch viel mit der Nagelschere unterwegs. Biologische Weinbergsarbeit in Urform. Was sonst? Penibelste Bearbeitung jeder einzelnen Rebe. Zu 100% spontan vergoren aus vollständig entrapptem Traubengut. Die Handlese führt in diesem Fall auch zur reinen Handentrappung. Das ist normalerweise unbezahlbar. Das kann sich kein normaler Winzer erlauben. Pierre arbeitet während der Ernte und in den Anfängen der Fermentationszeit 14 Stunden täglich, 7 Tage die Woche. Bei so wenig Ertrag kommt dies einer totalen Selbstausbeutung gleich, der Mann lebt dann nur für seinen Wein. Dementsprechend clean ist aber dann das Biomaterial. Pierre arbeitet in unbeschreiblicher Weise und voller Enthusiasmus. Einige Wochen vor der Lese, direkt nach der Verfärbung, schneidet Pierre mit der zuvor genannten Nagelschere alle nicht perfekt reifen, kleinen Beeren oder sogar ganze Trauben heraus. Bei den anderen Trauben werden die linke und rechte Schulter sowie die Spitze entfernt und nur das Herz mit der höheren Konzentration wird bis zur Lese weiter reifen. Die Fermentation der Weine geschieht spontan im Stahl, also mit natürlichen Hefen, der Ausbau in zu 100% neuen Barriques und 500 Liter Tonneaus. Der Ausbau dauert 18 Monate ohne Bâtonnage. Die Lese führt er alleine an einem einzigen Tag durch. Das geht bei ihm nur auf Grund der kleinen Fläche. Die Menge des Weingutes beträgt nur 12.000 Flaschen. Pierre Lafon hat 2017 etwa 20% Frostschäden gehabt. Dann gab es zusätzlich durch die Trockenheit etwas weniger Menge. Insgesamt also unter 70% der normalen Menge. Also unter 10.000 Flaschen. Der erste Eindruck in der Nase: Der Wein ist nochmals feiner als 2015 und 2016. Ob der hohen Reifen des Jahrganges hätte man jetzt eigentlich eine üppig fette Nase erwartet. Das Gegenteil ist der Fall. 100% Merlot als reine Schwarzkirsche mit nur einem Hauch Blaubeere unterlegt. Süße Maulbeere darunter. Deutliche und satte Veilchen-Noten. Minze, Eukalyptus. Orangenzesten. Dicht und versammelt, aber nie zu wuchtig, nie zu fett. Dann mit einer richtigen Charme-Wolke in die Nase strömend. Der Mund zeigt ebenfalls deutlich feinere Noten. Extrem mineralisch. Das Kalksteinplateau führt zu einer sehr salzig, langen, fast scharfen Note. Bei gleichzeitig total geschliffenem Tannin. Die Gerbstoff sind nicht spürbar, nur die lange anhaltende Mineralität endet in dieser schwarzen Kirsche. Maulbeere, Eukalyptus, Minzsoße. Die Minze wird immer stärker spürbar. Das macht echt große Freude und ist eine Faszination im Mund. So verspielt, so multikomplex. Natürlich etwas monolithisch, als 100% Merlot allemal, aber der Oszillograph in alle Richtung ist schon verdammt gut. Sauerkirsche, und Schlehe kommt. Aber die Schwarzkirsche mit leichter Blaubeere und Cassis bleibt die Dominante. Oder dominieren die blumigen Noten mehr? Oder gar die Minze und Eukalyptus? Alles spielt hin und her. Der Mund bleibt zwei Minuten haften oder länger. So frisch, so fein, so mineralisch. Enorm anspruchsvoll. Jeder hochklassige Sammler darf sich über einen so irre ausgeprägten, komplexen Wein freuen, und trotzdem macht er auch Freude und hat einen unheimlich großen Trinkfluss. Alle Sinne werden berührt. Das ist schon Faszination pur. Und wenn ich ab und zu diese Kleinode probiere, heute am Morgen Chateau Coutet, vor zwei Tagen Clos Louie und Chateau Le Vout, jetzt diesen reinsortigen Merlot hier, denk ich manchmal, meine eigene Vorgabe, 2017 niemals 100 Punkte zu vergeben, ist irgendwie auch ziemlich dumm. Ich werde mich fastvimmervdaran halten, da der Gesamtjahrgang 2016 einfach das Beste war, was ich je probiert habe. Und in Summe sind die 2017er, wenn man das über alle Weingüter sieht, nicht im Ansatz so groß. Der Vergleich mit 2014 bei etwas mehr Tiefe ist schon der richtige Weg. Aber es gibt Ausnahmen, und dazu gehört eben auch Lafon La Tuilerie, die einfach ganz groß sind. Ich bewerte ihn einfach gleich wie den 2016er, der etwas gradliniger ist in der Ausprägung. Dafür hat der 2017er eine wahnsinnige Komplexität. Sind beides große Weine. 97-98/100

20
/20

Pirmin Bilger über: Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru

-- Pirmin Bilger: Auf Lafon La Tuilière hat der Frost zum Glück nicht mit seiner vollen Härte zugeschlagen. Die Ertragseinbußen betragen 20%. Tiefdunkel, schon fast schwarz erscheint der Wein im Glas. Er strahlt mit einer unglaublichen Kraft, mit einer würzigen, ja geradezu ätherischen Frische aus dem Glas. Schwarze Kirsche, Trüffel, ein Hauch Tabak, noble Kräuternuancen und feinster Lavendel strömen einem entgegen. Bereits für die Nase ist dies eine herrliche Delikatesse. Der Gaumen wird mit einer überschwänglichen Intensität förmlich überflutet – unbeschreiblich welche Kraft dieser Wein ausstrahlt. Wohlige Glücksgefühle erfassen alle meine Sinne. Was für eine unglaubliche Raffinesse, welche dieser Wein hat – wir fragen uns, wie Pierre Lafon dies immer wieder jedes Jahr so genial hinkriegt. Die Antwort liegt wohl bei seinen Fähigkeiten, der intensiven Arbeit und dem guten Terroir. Der Trinkfluss ist ungemein harmonisch, saftig und frisch und ist einfach ein wahrlicher Genuss. Da schwingt eine Eleganz, eine Kraft und doch so eine beschwingte Leichtigkeit mit, als wäre es das einfachste dieser Welt. Diesen Wein wird man auch nicht mehr so schnell wieder los, diese intensive noble Aromatik nach Kirsche und Cassis, die würzigen Kräuter und feinen mineralisch salzigen Nuancen mit zarten Pfefferaromen verleihen ihm eine endlose Länge. Ein komplexer und gleichzeitig trinkfreudiger, nobler Bordeaux-Wein. 20/20

20
/20

Gerstl über: Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru

-- Gerstl: Ein sinnliches Fruchtbündel strahlt aus dem Glas, schwarze Kirschen wie aus dem Bilderbuch, verbunden mit raffinierter Terroirtiefe, superfein und verblüffend komplex, eine atemberaubend schöne Duftwolke. Wow, mein Lafon la Tuilerie, das liebe ich über alles. Ich glaube, er ist genauso raffiniert und erfrischend wie der phänomenale 2016er und so genial leichtfüssig, ich bin total beeindruckt. Das ist ein unbeschreiblicher Hochgenuss, sich dieses köstliche Elixier auf der Zunge zergehen zu lassen. Vermeintlich ist 2017 ein etwas kleinerer Jahrgang als 2016, aber ich finde beim besten Willen nicht, wo dieser Wein weniger Trinkvergnügen bieten sollte als der Vorjahrgang. Pierre Lafon: Ich beginne meinen Rebberg immer besser zu verstehen, es gibt immer noch da oder dort ein kleines Detail, das man verbessern kann, so kann ich immer mehr Trauben ernten, die wirklich perfekt sind. Und im Keller versuche ich immer noch etwas schonender vorzugehen, um alles, was mir die Natur gibt, zu bewahren. 20/20

Mein Winzer

Lafon la Tuilerie

Lafon la Tuilerie sind 2,4 Hektar an den unteren Hängen von Saint-Émilion, kurz vor Castillon. Kalkstein im oberen Bereich, etwas Lehm im unteren Bereich. Das Weingut war bis 2018 im Besitz von Pierre Lafon, der sein Weingut immer organisch als reiner Einzelkämpfer und in reiner Handarbeit...

Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2017