Lobenberg: Der Wein steht in tiefem, verführerischem Violett im Glas. Schon beim ersten Reinriechen wickelt er mich um den Finger – was für eine Charmeoffensive! Dichte, saftige, reife Blaubeeren, Schwarzkirschen und Pflaumen steigen in die Nase, im Spiel mit Cassis, Vanille, Zimt, Lakritz und duftendem Lorbeerblatt. Der Holzausbau ist top notch und finessenreich integriert – er lässt sogar auf eine definitiv höhere Preisklasse schließen. Auf den cremigen Mundeintritt mit saftiger Herzkirsche und reifer, süßer Himbeere folgt mit erfrischender Spannung schwarze Johannisbeere, Zedernholz und wieder diese verspielt leckere Vanille, fast staubige 100-prozentige Schokolade, Kirschlikör und eine Hauch Minze. Trotz all der dichten und reifen, süßen Frucht schafft dieser kleine, druckvolle Wein die Waage mit erfrischenden Elementen zu halten. Die Tannine sind reif und fein wie Puderzucker. Die Frucht erinnert in all ihrer zugänglichen Opulenz schon fast an einen Bordeaux-Blend der neuen Welt, aber im Nachhall trägt der Wein mit seiner eleganten, herben Frische ganz klar das Trikot der Bordelaiser Girardins. Es ist schon immer wieder absolut erstaunlich, wie viel Wein man selbst in diesem Einstiegsbereich aus Bordeaux ins Glas bekommt. La de Rose Vitrac ist jedenfalls eine kleine Sensation und der Inbegriff des großen Hedonismus-Jahrgangs 2022