Lobenberg: Ein 18,7 Hektar großes Weingut. Für Pomerol ist das fast riesig. Kies und tiefer Lehm auf eisen- und kalkhaltigem Untergrund. Der 2020er besteht aus 93 Prozent Merlot, fünf Prozent Cabernet Franc und zwei Prozent Petit Verdot. Eine ungewöhnliche Kombination in Pomerol. Gelesen wurde 2020 vom 10. bis zum 20. September. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 35 Jahren. Natürlich wird – wie alles bei Moueix – händisch gelesen, im Weinberg auf dem Tisch vor- und dann nochmal per Lasertechnik nachsortiert. Also total cleanes Traubengut. Spontane, temperaturregulierte Vergärung im Zement. 18 Monate Ausbau im französischen Barrique, 50 Prozent Neuholz. La Fleur-Pétrus ist sicherlich einer der Superstars des Pomerol. Ein sehr historisches Weingut. Der Name entstand, weil es genau zwischen Château Pétrus und Château Lafleur liegt, den beiden anderen absoluten Primus-Weingütern der Appellation. Jean-Pierre Moueix hat dieses Weingut 1950 gekauft. Kurz danach Château Trotanoy. Das sind sicherlich zwei der absolut besten Weingüter in Pomerol. In den Top 5 oder den Top 6. Die Kombination aus Kies und kalkhaltigem Lehm ist das Besondere direkt auf dem Plateau. Nur 30 Meter über See-Level gelegen. Die Kiesanteile der Weinberge geben große Eleganz, die Lehmanteile Tiefe und Struktur. Der extrem hohe Merlot-Anteil bringt die Generosität. Die Würze kommt von der Petit Verdot. Der 2020er hat eine unglaublich profunde Nase, unglaublicher Schub. Rosenblätter mit süßer Maulbeere und satter Lakritzspur. Schokoladentörtchen, reich, dich, einfach viel Wein. Und extrem reif. Im Mund dazu eine tolle Rasse zeigend, Spannung. Rote Frucht, auch etwas gelbe Früchte. Immense Salzmassen, süße Lakritze und Rosmarin. Üppig und trotzdem voller Spannung und Vibration. Lang, für Minuten stehend. Etwas schwarzer Kirschlikör. Tiefe, würzige, süße Cassis. Und immer wieder diese Lakritz-Massen. Der Wein klebt für Minuten am Gaumen und auf der Zunge. Er ist fast zu viel. Ich würde denken er braucht ein bisschen Zeit. Aber es ist ein überwältigender Wein. Immens. Solche Weine wie 2020 habe ich im Grunde noch nie verkostet. Nicht besser als 2018, 2019 oder 2016. Nur anders. Sehr eigenständig, sehr reif. Hedonismus pur, man schwelgt in Wohlgefallen und ist überwältigt. 100/100