Lobenberg: 89 Prozent Merlot, acht Prozent Cabernet Franc und drei Prozent Cabernet Sauvignon. 14,5 Volumenprozent Alkohol, pH-Wert 3,6. Das Ganze erinnert mich doch sehr an Troplong-Mondot, im Jahrgang 2016 aber mit enormer Feinheit und seidigem Tannin. Hochintensive schwarze Kirsche, rote Kirsche, Sauerkirsche, aber auch bisschen Cassis darunter. Totale Vibrationen und ein hoher Oszillograph zwischen Frische und schwarzer Wucht. Druckvoll und extrem aromatisch. Man möchte reinspringen! Viel Veilchen und schwarze Lakritze. Aber es ist kein fetter Wein, er ist nur hochintensiv, reich und vibrierend. Wow, der Wein ist im Mund eine Offenbarung! Nicht nur reich und dicht, sondern wie in der Nase aromatisch und voller Vibrationen. Die Merlot ist überhaupt nicht überreif oder verdünnt, sondern sie kommt mit viel Schub. Da ziehen sich die Augen und der Mund zusammen. So viel Sauerkirsche und rote Johannisbeere – in Merlot! Wo gibt es denn sowas?! Das ist fast ein Cabernet-Mund mit dieser enormen Pikanz, mit diesem langen, salzigen, kalksteinigen Druck. 2016 hatte nicht ganz die Power, die Wucht und die Kraft wie das Highlight 2022, aber dafür ist das Jahr in der Finesse, Feinheit, Seidigkeit und Trinkigkeit eine Offenbarung. Eine absolute Schönheit in Sachen Trinkfluss, Saint Emilion in seiner schönsten Form, im Stil wie ein kleiner Cheval Blanc! *** La Fleur ist ein kleines Weingut in Saint-Émilion, zum gleichen Besitzer wie Château Dassault gehörend, eher unbekannt und schwer zu finden. 22 Hektar Rebfläche mit 25 bis 40 Jahre alten Reben. Lehm auf Kalkstein. Seit Jahren ein Geheimtipp, weil er immer auf verschlungenen Pfaden in die Distribution geraten ist. Insider wissen mindestens seit 2008, was für ein großer Saint-Émilion das ist. Weil er immer so archetypisch ist und so viel Schliff und Feinheit hat. Das Weingut wird biologisch bewirtschaftet, aber es ist nicht zertifiziert. Die Trauben werden komplett entrappt, der 16-monatige Ausbau geschieht zu 45 Prozent im Beton, zu fünf Prozent in Amphoren und zu 50 Prozent in Barriques, davon 55 Prozent Neuholz. Die Arrondierung der Flächen wurde 2022 abgeschlossen, nun wartet man geduldig auf den Aufstieg zum Grand Cru Classé, der bei dieser überragenden Qualität absehbar ist. alle 10 Jahre wird das Classement überarbeitet.