Lobenberg: Das 18 Hektar große Château Jean Faure mit nur 40.000 Flaschen Gesamtproduktion grenzt exakt an die Weinberge von Château Cheval Blanc und La Dominique an. Die Weinberge bestehen überwiegend aus Lehm-, Kiesböden und etwas Sand. Eine sehr gute Wasserversorgung ist dadurch gewährleistet. Die Weinberge der drei Chateaux gehen auf breiter Front ineinander über. Das Terroir und die Bestockung sind fast identisch. Das Weingut wurde über die letzten Jahre immer mehr auf dichte Bepflanzung umgestellt. Die vorhandenen Reben sind uralt, teilweise über 80 Jahre. Olivier Decelle hat das völlig runtergekommene Weingut 2004 kaufen können wegen bestehender Erbstreitigkeiten. Das Weingut gehörte früher Madame Loubat, der vor dem Verkauf an Moueix auch das Château Petrus gehörte. Château Jean Faure hat in den letzten Jahren noch mal die Önologie und Weinbergsberatung umgestellt, von Stéphane Derenoncourt als Berater auf Hubert de Bouard, genialer Besitzer und Weinmacher von Château Angelus und inzwischen zusammen mit Derenoncourt der angesagteste Berater auf dem rechten Ufer. Die Umstellung Richtung Biodynamie wird mit dem Jahrgang 2017 abgeschlossen sein, also auch die Zertifizierung. Traktoren wurden überwiegend abgeschafft, die Weinberge werden mit Pferden bearbeitet. Diese komplette Natürlichkeit, diese burgundische Art und die Hinwendung zur Frische auch schon während der Wachstumsphase sind das, was sich im Keller fortsetzt. Die Fermentation der Weine von Jean Faure findet dann dementsprechend auch im rohen Zement oder im Holz statt. Ohne Temperaturkontrolle, aber auch ohne Kaltmazeration davor. Hier sind wir komplett zurück zur Ursprünglichkeit. Der Ausbau der Weine wurde auch umgestellt. Auch hier sind wir im „state of the art“ des Burgund oder auch der deutschen Pinoterzeuger. Ein Teil wird im neuen Barrique ausgebaut, aber die Hälfte in Fudern von 1.500 l Stockinger Holzfass und auch in gebrauchtes Holz. Insgesamt wird der Einfluss des neuen Holzes speziell in aromatischer Form fast komplett heruntergefahren.Jean Faure hat 2017 in den frostigen Nächten des April 90% der Weine verloren. Der 2017er hat 95% Cabernet Franc und 5% Malbec, was völlig untypisch ist und deswegen kein Jean Faure, der mit irgendetwas vergleichbar ist. Dieser extrem positive Ausrutscher in die Cabernet Franc 2017 ist aber durchaus ein Prototyp für die Zukunft. Der Anteil der Merlot wird immer mehr heruntergehen. Neue Cabernet Franc wurde hinzugepflanzt und die Merlot wird Stück für Stück in den Zweitwein überführt. Auf Dauer wird Jean Faure irgendwo zwischen 65 und 70 Prozent Cabernet Franc enthalten, denn Olivier Decelle favorisiert diese Rebsorte ganz klar. Die großen Cabernet Francs von der Loire aber auch die Vorbilder der Nachbarschaft von Cheval Blanc über Vieux Chateau Certan bis hin zu Ausone machen die Cabernet Franc auch in den immer wärmer werdenden klimatischen Bedingungen sehr viel interessanter als die Merlot. Die Nase dieses fast reinen Cabernet Franc zeigt sich sehr würzig. 2017 wurde die Cabernet Franc komplett entrappt. In Zukunft wird auch ein Teil mit Rappen vergoren werden. Somit kommt die ganze Krautwürzigkeit der Nase in 2017 nicht aus den Rappen sondern aus den Beerenhäuten. In einer Blindverkostung ist das eindeutig die Oberklasse der Loire mit so viel Druck und Mineralität. Salzige, ganz trockene Himbeere, ein Hauch Erdbeere und Johannisbeere. Schlank und gleichzeitig opulent in der Würze. Dieser Wein braucht sicherlich fünf, wenn nicht zehn Jahre, um diese ganze Würze und Fülle zu verdauen. Ich denke, dass er in einer allgemeinen Bordeaux Verkostung sicherlich seine Schwierigkeiten hätte, da er so eine hohe Intensität hat. Wir sind hier ganz sicher in einer Liga mit den ganz großen Weinen der Loire. Wir sind hier auch sehr viel extremer als Cheval Blanc sich jemals trauen würde einen Wein auf die Flasche zu bringen. Wir sind hier viel, viel näher bei Ausone, der in der Regel aber nochmal deutlich säurebeladener daher kommt. Clos Rougeard von der Loire ist schon das einzige Vorbild nur mit noch mehr Salzigkeit und Druck. Aber er ähnelt ihm unheimlich. Das ist ein extrem drahtiger Athlet, der für Minuten haften bleibt. Unendlich eindrucksvoll. Und wie ich schon sagte, bis auf die ganz großen Weine der Loire habe ich noch nie einen vergleichbaren Cabernet Franc in dieser Ausprägung getrunken. Geben sie ihm 10 oder 20 Jahre Zeit und dieser Wein wird zu einem Schatz in jedem Keller, nur dass es 2017 nur winzige Mengen gibt. Es wird von Beginn an eine Rarität bleiben, für die sich allerdings jeder Einsatz lohnt. Ich finde, das ist ganz großer Stoff und gehört zu den besten, aber auch zu den eigenwilligsten Weinen, die ich 2017 bisher verkostet habe. 97-98/100