Lobenberg: Dieses Miniweingut von Jérôme Aguirre in Lalande Pomerol hat nur 4 Hektar. Sehr alte Reben. Das Terroir ist Kies mit leichtem Sand und Lehmanteilen. Nicht der üppig schwere Lehmboden. Das Weingut gehört der Familie seiner Frau. Die Trauben werden natürlich von Hand gelesen, die Auslese ist auch im Weinberg extrem. Es wird immer entrappt und im Zementtank spontan vergoren auf fast 0 Gramm Restzucker. Der Wein verbleibt danach noch einige Wochen auf der Schale. Eine Art Nachmazeration zur Harmonisierung. Anschließend wird der Wein zum Teil im Zement und zum Teil im Barrique ausgebaut. 50% des Holzes ist einjährig, der Rest zweijährig. Also gar kein neues Holz. Die Weine werden extrem auf Harmonie ausgerichtet. Es wird kein Schwefel während oder vor der Gärung und auch nicht nach der Malo verwendet. Schwefel kommt erst zum Hochsommer, wenn die Temperatur stark ansteigt. Es geht also um extrem harmonische, würzige, fruchtstarke, süffige und leckere Weine. Die Reben auf Haut Musset sind zwischen 30 und 35 Jahre alt. Im Jahr 2018 steigt der Cabernet Franc Anteil erstmals auf 30% und der Merlot sinkt damit auf 70%. Hier gab es dieses Jahr überhaupt kein Mehltauproblem, da man hier auf diesen 4 Hektar Tag ein Tag aus, auch am Wochenende, immer arbeitet und damit jeden Ansatz sofort bemerkt und rechtzeitig dagegen angegangen werden kann. Das Hauptproblem ist nicht der Pilzbefall selber, sondern rechtzeitig präventiv zu arbeiten. Dieses Phänomen hatten wir auch schon bei Château La Croix bei Jean-Philippe Janoueix, der auch ein penibler und rechtzeitiger Arbeiter im Weinberg ist. Der Alkohol ist 13.5% und der pH-Wert liegt bei 3.7. Die größere Frische und Rotfruchtigkeit des höheren Cabernet Franc Anteils tut diesem Charmewunder durchaus gut. Wir kriegen mehr rote Frucht, etwas mehr Himbeere, etwas mehr frische Zwetschge. Der größte Fortschritt kommt aber im Mund. Diese Rotfruchtigkeit des Cabernet Franc dominiert den Merlot ganz klar, aber auch der Merlot ist frisch. Wir haben hier so viel Himbeere und Zwetschge und rote Johannisbeere, Tee, weiße Schokolade, Nüsse, helle Lakritze, und auch einen kleinen Hauch süße Walderdbeere dazu. Ganz fein, ganz ätherisch, extrem aromatisch, ja richtig lecker, süffig. Auf jeden Fall vollzog Haut Musset einen richtigen Paradigmenwechsel in dieser Hinwendung zur Loire-haften und burgundischen, feinen, roten Frucht. Manch einer wird bedauernd, dass der Wein jetzt nicht ganz so viel Struktur und Massivität aufweist wie 2016, sondern so extrem rotfruchtig fein ist, so verspielt und süß in seinem großen Charme. Aber diese Süffigkeit, die Trinkigkeit nimmt sicher nochmals zu, auch wenn der Wein nicht größer ist als 2016. Das ist ein richtig leckerer Stoff, jede und jeder wird ihn mit Vergnügen und Begeisterung bis zum letzten Tropfen austrinken, und so ein hedonistischer Hochgenuss mit soviel Charme ist durchaus ein bis zwei Bewertungspunkte wert. 94+/100