Lobenberg: Das Weingut liegt ganz im Norden in direkter Nachbarschaft zu Chateau Clos Manou. Das obere Haut Medoc war 2016 begünstigt. Es gab natürlich den Trockenstress im Sommer, aber die kiesigen, lehmigen Böden hier oben waren nicht im kritischen Zustand. Es gab im gesamten Medoc kaum Wasserstress, weil es viel Lehm gibt, guter Wasserspeicher. Auch die Feuchtigkeit vom Fluss hat dazu beigetragen, dass das Medoc insgesamt zwar trocken war, aber zusätzlich hat es hier im Sommer etwas mehr Regen gegeben als am rechten Ufer. Also war es einfach ein relativ perfektes Jahr. Die kühlen Nächte wie am rechten Ufer gab es im warmen Sommer 2016 auch hier. Somit auch hier hohe Säure. 30% Cabernet Sauvignon, 70% Merlot. Die Ernte fand statt zwischen dem 13. Oktober und dem 15. Oktober. Vergärung erfolgt spontan, Ausbau in neuen und gebrauchten Barriques. Sehr kleine Erträge. Haut Maurac profitiert auch im Jahr 2016 noch von der starken Beschädigung durch Hagel in 2014. Die Reben sind ungewöhnlich kraftvoll wieder gekommen. Haben kleine Erträge und dennoch viel Power. Die Nase verblüfft, denn sie ist auf der einen Seite sehr reif und auf der anderen Seite unheimlich frisch. Sie profitiert sicherlich auch von der inzwischen sehr, sehr vorsichtigen Extraktion. Die Weine werden von Jahr zu Jahr eleganter. Wir haben hier einen Großteil Zwetschge in allen Variationen. Dazu Sauerkirsche, ganz fein. Das Holz kaum spürbar. Himbeere, Schlehe, konzentrierte Erdbeere. Aber alles auf der schlanken Seite bleibend. Sehr verspielt. Der Mund dann deutlich voluminöser, deutlich versammelter. Was sagt man zu einem Wein, der im Mund sehr schlank und verspielt ist und trotzdem kraftvoll und voluminös daher kommt? Aber so ist es hier bei Haut Maurac. Wir haben schöne warme, reiche Frucht und trotzdem ist das Ganze sehr schlank, sehr elegant mit einem ungewöhnlich schönen Trinkfluss. Wenn 2015 in seiner Komplexität vielleicht sogar noch ein wenig hin und her sprang, so ist 2016 sehr gradlinig. Sehr fein und geschliffen. Schlehe dominiert. So schöne süße Frucht und trotzdem so unglaublich fein. Das Tannin deutlich vorhanden, aber total poliert. Nichts ist hart. Der Wein ist dynamisch und vibriert. Hat eine ganz tolle Spannung. Es ist eine wirkliche Delikatesse. 2016 ist im Vergleich zum nochmals probierten 2015er der etwas gradlinigere, der etwas geschliffenere, präzisere und elegantere Wein. Ich will nicht sagen, dass er besser ist. Eher auf gleichem Level, aber deutlich feiner und eleganter. Und letztlich auch delikater mit einem unheimlich seidigen Trinkfluss. Da 2015 so grandios ist, kann ich 2016 nicht höher bewerten, obwohl ich 2016 im Trinkfluss wegen der Gradlinigkeit und Eleganz, bei gleichzeitig etwas größerer mineralischer Länge vorziehe. 95-96/100