Chateau Haut Bailly 2022

Chateau Haut Bailly 2022

Holzkiste

Zum Winzer

100
100
2
Cabernet Sauvignon 56%, Merlot 37%, Petit Verdot 5%, Cabernet Franc 2%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2035–2071
Verpackt in: 6er OHK flach
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 100/100
VVWine: 98–100/100
Wine Cellar Insider: 98–100/100
Jeb Dunnuck: 98–100/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pessac Leognan
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Haut Bailly 2022

100
/100

Lobenberg: Der Blend enthält 56 Prozent Cabernet Sauvignon, 37 Prozent Merlot, zwei Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Petit Verdot und zwei Prozent Cabernet. Gelesen wurde 2022 vom 7. bis zum 27. September. 14,5 Volumenprozent Alkohol. Auch wenn der Wein größtenteils aus Cabernet Sauvignon besteht, wird die Nase im ersten Angang doch von der Merlot dominiert. Viel schwarze Kirsche, getragen und fein. Ein dicker, flauschiger Samtteppich von schwarzer Kirsche, süßer Maulbeere und einer leichten Erdigkeit. Viel Nougat und Nutella. Extrem fein, extrem flauschig und mit einem grandiosen Charmefaktor ausgestattet. Nichts Hartes, nichts Sprödes, einfach nur ein saftiger, charmanter, samtiger Fluss in der Nase. Tolle Aromatik! Da ziehen sich vor Begeisterung fast die Augen zusammen. Was für eine Intensität! Der Mund schlägt in der Aromatik fast noch die Nase, das glaubt man gar nicht. Es kommt viel Schlehe, rote Kirsche und Sauerkirsche, auch ein bisschen Chilischärfe und eine feine Salzspur vom Kalkstein. Ganz helle Lakritze, helle Veilchennote mit wunderschöner Länge. Das Ganze ist so seidig-samtig verwoben. Die Tannine sind präsent, und zwar reichlich, aber sie sind extrem verspielt und seidig. Der Wein hat eine große Länge, das ist großes Kino und gleichzeitig ein unglaubliches Leckerli! Hedonismus pur mit viel Rasse und Klasse. Superber Wein! Ganz sicher in der ersten Reihe des Jahrgangs und ein 'best ever' hier. 100/100 *** Das Weingut gehört der Familie Pichet. Die alten Reben – ein großer Teil über 100 Jahre alt – stehen auf Kiesböden mit Lehm im Untergrund. In Zeiten der Trockenheit haben wir also eine sehr gute Wasserversorgung. Haut-Bailly liegt auf dem höchsten Punkt der Appellation. Hier findet man deutlich mehr Lehm im Boden als bei anderen Top-Châteaus der Appellation wie Smith Haut Lafitte, wo deutlich mehr Kies zu finden ist. Die Böden machen Haut-Bailly immer so warm, reich und opulent.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

98–100
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VVWine über: Chateau Haut Bailly

-- VVWine: Kräftiges Rubin. Die Nase sagt 'Gänsehaut', tiefgründig, floral, das berührt, hier jubeln die Sinne, was für ein Duft, die Frucht könnte klarer nicht sein. Im Gaumen dicht, konzentriert, kein Gramm Fett, pure Präzision, die Gerbstoffe von höchter Güte, seidig und dennoch sehr präsent, umgarnen die delikate Frucht, der Wein zeigt Rasse, Würze und eine hervorragende Länge, hallt minutenlang nach, hinterlässt einen Mix aus dunklen Beeren, Kirschen, Süssholz und floralen Noten, diese Würze, diese Präsision, umwerfend. Das gehört zum Besten, was ich bisher verkosten durfte. Grosse Reserven. 2030-2060+ 98-100/100

98–100
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Wine Cellar Insider über: Chateau Haut Bailly

-- Wine Cellar Insider: Initially, you find a display of flowers before moving on to all of its cigar wrapper, spice, blackberry, currant, black cherry, smoke, and hints of forest leaf in the perfume. Deeply concentrated, vibrant, and refined, the palate is packed with multiple-layers of perfectly, ripe, red fruits, a fabulous sense of purity, silky, soft, polished tannins, and ample lift in the finish, providing the backdrop to age, and evolve for decades. The wine blends 56% Cabernet Sauvignon, 37% Merlot, 5% Petit Verdot and 2% Petit Verdot. 14.5% ABV, pH 3.92. Picking took place September 7 - September 27. The yields were only 30 hectoliters per hectare. This is in serious contention as the best vintage ever produced at Haut Bailly. Drink from 2027-2060. 98-100/100

98–100
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Jeb Dunnuck über: Chateau Haut Bailly

-- Jeb Dunnuck: The 2022 Château Haut-Bailly is going to be one of the legendary vintages at this château, and it should be a no-brainer purchase for readers. Based on 56% Cabernet Sauvignon, 37% Merlot, 5% Petit Verdot, and the rest Cabernet Franc, it has an incredible perfume of cassis, ripe black cherries, crushed stone, smoke tobacco, and wood smoke. Earning more than a few expletives in my notes, it hits the palate with full-bodied richness, a deep, layered, multi-dimensional mouthfeel, and ultra-fine, silky tannins. Hold onto your hats, ladies and gentlemen, this is an incredible wine in the making! 98-100/100

20
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Gerstl über: Chateau Haut Bailly

-- Gerstl: Haut-Bailly hatte im Sommer 2022 mit fünf Hitzewillen zu kämpfen. Die Reben konnten aber überraschend gut damit umgehen, die Weine sind verblüffend frisch. Der Grund dafür liegt an den grossen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, auf warme Tage folgten jeweils kühle Nächte. Das kam auch der Aromatik zugute. Der einzige Wermutstropfen: Die Beeren waren etwas kleiner als normal, dadurch fiel die Ernte etwas geringer aus.Wow, jetzt geht’s zur Sache, das ist absolut betörend! Ein Duft von atemberaubender Intensität, ein immenses Fruchtbündel, von einem ganzen Strauss edler Terroiraromen begleitet. Herrlich kühle Stilistik, der Duft verwöhnt die Nase auf unfassbar raffinierte Art. So sagenhaft sanft war sein Auftritt noch nie, ich meine, einen ganz grossen Burgunder auf der Zunge zu haben. Das ist superzart, filigran, tänzerisch beschwingt, gleichzeitig von enormer Konzentration, eine Vollendung, über die man nur staunen kann. Die anfänglich fast mächtige Süsse verliert sich in der frischen Frucht, wie da Kraft und Feinheit vermählt werden, ist echt verblüffend. Das ist ein die Sinne berauschendes Wunder der Natur, das ist noch raffinierter als die letzten grossen Jahrgänge, ein selten erlebtes Weinmonument. 20/20

Mein Winzer

Haut Bailly

Bis vor kurzer Zeit wurde es von seinem Sohn Jean bewirtschaftet, dem dann seine Enkelin Véronique folgte, die sich ebenfalls dem traditionellen Stil der Weinbereitung verpflichtet fühlt. Neuer Wind und der Sprung ins qualitative Oberhaus kam aber erst mit der Übernahme durch die Enkelin Veronique.

Chateau Haut Bailly 2022