Lobenberg: Ein kleines Weingut mit 2,4 Hektar Rebfläche in direkter Nachbarschaft zu Le Pin, Enclos Tourmaline und Trotanoy gelegen. Es wurde 1991 von Paul und Jacqueline Clauzel aufgebaut mit dem Ansatz, einen ganz großen Wein in Pomerol zu machen. Danach hat Etienne Clauzel das Management und die Weinbereitung übernommen. Guillaume Thienpont hat im Januar 2018 die Position als Regisseur und Weinmacher komplett übernommen. Er ist ebenfalls Weinmacher auf dem benachbarten Vieux Château Certan und auch bei Le Pin. Andere Triebe der Theinpont-Familie, die Cousins Jan und Florian, sind hier als begleitende administrative Direktoren tätig. Blauer Lehm mit leichter Hangneigung. Insider werten dies als das beste Terroir des Pomerol überhaupt. Sogar etwas mehr Lehm als beim sandigeren Le Pin. Neben blauem Lehm gibt es hier auch noch ein wenig Sand, Kies und Kalkstein. Dieses Weingut ist mit Anlauf dazu unterwegs, innerhalb der nächsten Jahre zu einem weiteren Le Pin, Enclos Tourmaline oder Trotanoy zu werden. Superstar mit Ansage, weil das Terroir, das Rebalter und die beteiligten Personen perfekt sind. Die Merlot-Reben sind hier über 60 Jahre alt. Der Wein besteht aus 75 Prozent Merlot und 25 Prozent Cabernet Franc. Guillaume Thienpont sagt, dass gerade diese Charakteristik, die ein wenig in ihrer Typizität Richtung Feuerstein und Quarz läuft und so anders ist als bei Le Pin und Vieux Château Certan, ihn so reizt. 3 mal einen Hundert Punkte Wein in Pomerol auf 3 Terroirs ist sein Traum. Die Nase des 2019 ist so typisch für den Jahrgang, wie ich sie jetzt seit einigen Wochen der Verkostung kenne. Gerade am Rechten Ufer. Orangenzesten neben Schlehe, Rappen, enorm würzig. Auch immer dieser Touch von Blut, frisches Blut. Würzige, konzentrierte Zwetschge darunter und sehr viel Eisen. Dazu kommt ein extrem feiner Mund. Auch dieser greif die fast etwas rustikal daherkommende Zwetschge, Schlehe neben Rappen auf. Wenn ich nicht wüsste, dass hier komplett entrappt wird, würde ich sagen, es wurden Rappen mit dazugegeben. Aber vielleicht ist das in 2019 sogar der Fall? Diese Würze, die da kommt, und die von der Cabernet Franc so gut unterlegt wird - loirehaft. Wucht und Kraft, aber gleichzeitig würzig und etwas krautig. Wieder diese drückende Schlehe mit konzentrierter Zwetschge. Schöne kalksteinige Salzspur hinten raus. Dazu eine immense Frische. Aber das ist eben der Jahrgang. 2019, er hat einen so großen Oszillographen. Von diesen kühlen Nächten des Herbstes kommt eine fantastische Säure, die aber nicht spitz ist. Dann diese krautwürzige Schlehe, dieses Cabernet Franc-hafte, was eindeutig über die Majorität der Merlot dominiert. Pomerol 2019: Das ist ein großes und vor allen Dingen anderes Jahr in dieser Appellation. Ein Jahr, das mit seiner Würze und Frische speziell bei den Weingütern mit gutem Cabernet Franc-Anteil ganz wo anders unterzubringen ist als in Bordeaux. Richtig schicker und spannender Wein. Noch aufregender als in 2018, der ja auch schon überragend gelungen war, der aber feiner und schicker und typischer war. 2019 ist herausfordernd und sicherlich zusammen oder gar vor 2018 ein wirklich ganz großer Wein. 98-100/100