Lobenberg: Chateau Fonroque ist ein biodynamisches Weingut im Besitz von Alain Moueix, einer der Vorreiter der Biodyn-Bewegung überhaupt, zusammen mit Thierry Valette von Clos Puy Arnaud in Castillon. 17,5 Hektar mit Kleinsterträgen, 80% Merlot, 20% Cabernet Franc. In der Regel nur 50% der Ernte im Erstwein, um dort die Perfektion zu haben. Die Ernte bei Fonroque findet, wie bei allen Biodynamikern, tendenziell früher statt. Hier in der letzten Septemberwoche beginnend. Die Trauben bei den Biodynamikern reifen in der Regel sehr viel schneller, da der Weinberg gesünder ist. Die kleineren Spritzanteile behindern die Natur weniger. So ist die physiologische Reife der Kerne eben viel eher erreicht. Die Zusammensetzung des Erstweines hat in 2018 Merlot zu 85% und Cabernet Franc zu 15%. Der Alkohol beträgt 14,5%, der pH-Wert liegt bei bemerkenswert niedrigen 3.4, wir haben hier also eine ausgesprochen hohe Säure. Die Biodynamik hilft hier schon extrem. Die Trauben werden komplett entrappt und spontan im Zement- und Stahltank vergoren. Der Ausbau erfolgt zunehmend in großen Tonneaus von 1500 und 2500 Litern. Der Zusammenhang zwischen Fonroque und dem niedrigen pH-Wert ist im Boden zu finden, wir haben Kalkstein, der sehr basisch ist und somit in der Regel für erhöhte Säurewerte in den Weinen sorgt. Die Biodynamik trägt aber ebenso ihren Teil dazu bei, denn Biodynamiker haben in der Regel deutlich höhere Säurewerte in ihren Trauben, als ihre konventionell arbeitenden Kollegen. Das Ergebnis ist ein für 2018 extrem verblüffender Wein. Wie auch schon das zweite Weingut von Moueix in Pomerol Château Mazeyres besticht Fonroque durch eine eher rotfruchtige Nase. Etwas würziger, etwas tiefer als der Pomerol, sehr viel Walderdbeere und Waldhimbeere, auch hier Schlehe, etwas Hagebutte, Sauerkirsche und süße Schwarzkirsche dazu. Dies ist dann der Gegensatz zum Pomerol aus gleichem Haus, hier geht die rote Grütze dann deutlich mehr zu dunklen Beeren, zur Brombeere, Maulbeere. Und doch bleibt es bei der ätherischen, verblüffend eleganten, spielerischen Art. Nun kommen Rosenblätter und deutlich Veilchen hinzu und eine unglaubliche Länge, auch eine unglaubliche Intensität mit säurebeladener schwarzer Kirsche, Brombeere, Maulbeere. Aber extrem fein, schwebend und die Frische ist so dominant, man mag es kaum glauben, aber wir sind in 2018 frischer und verspielter als in 2016. Mit einer ganz grandiosen Länge. In den komplizierten, heißen Jahren ist die Biodynamik einfach ein Schlüssel zum Erfolg. Der Wein ist so in sich ruhend, so balanciert und zeigt sich so total verspielt. Es ist ein Traum, es ist eine Freude, diese seidige Frische, dieses nie fett werdende. Das ist Mozart und Vivaldi pur, das ist ein Gebirgsbach über Kieselsteine hüpfend, alles vibriert, alles zittert in der Frühlingsluft. Das ist ganz untypisch für Bordeaux in dieser unendlichen Feinheit und Verspieltheit. Und das sollte der Käufer auch wissen, Mazeyres und Fonroque sind nicht klassisch Bordeaux. Das galt auch schon für Clos Louie. In diesem Jahr trennen sich die biodynamischen Weingüter von den anderen Winzern über ihre sagenhafte Eleganz und Verspieltheit. Aber der Käufer sollte sich hier auch vom Bild des klassischen Bordeaux trennen. Sicherlich tut auch der Ausbau im Holztonneau und Betoneiern das Übrige dazu, was wir ja auch bei Clos Louie schon hatten. Bordeaux ist im Wandel und die kleinen Biodynamiker betreiben diesen Wandel am extremsten. Verabschieden Sie sich von Ihrer klassischen Vorstellung Bordeaux, denn das Bordelais wächst näher heran an Burgund und Loire. Superstoff! 97-98/100