Lobenberg: Du Tertre gehört dem gleichen Besitzer wie Chateau Giscours. Der Generaldirektor ist also ebenfalls Alexander van Beek. Du Tertre erschließt sich ganz anders als Giscours. Giscours ist diese Ultraklassik. Diese reife Cabernet, welche mittlerweile der erste Verfolger von Margaux und Palmer ist, die aber beide stilistisch ganz anders sind. Du Tertre tummelt sich eigentlich eher im oberen Mittelfeld der Appellation und hat den riesigen Vorteil, seit vielen Jahren so unglaublich köstlich zu sein. Hier ist nicht nichts Rustikales. Das ist immer eine Delikatesse. Das Weingut gehört wie Giscours Eric Albada Jelgersma und hat 50 Hektar. Klassischer Kiesboden. 43% Cabernet Sauvignon, 33% Merlot, 19% Cabernet Franc, 5% Petit Verdot. 45% neues Barrique. Natürlich Handlese und danach spontane Vergärung. Du Tertre liegt am höchsten Punkt der Appellation Margaux. Neben Monbrison. Aber nicht warme Fülle wie Monbrison sondern stylische Erotik. Die Lage am Wald ist sicherlich ein Grund für die Feinheit. Es ist etwas kühler hier. Die Weine sind immer köstlich und frisch. Der Alkohol liegt mit 13,5% in 2016 niedriger als in 2015. Ein sehr moderater Wert für so einen reifen Jahrgang. Die Nase zeigt, wie genial es ist, zwei Weingüter in Margaux zu haben, die beide so unterschiedlich im Charakter sind. Die Nase von Du Tertre ist, obwohl Cabernet-dominiert, klar von der Merlot geprägt. Etwas spielt der Cabernet Franc mit seiner zerdrückten Himbeere auch mit. Aber die Merlot mit reifer Zwetschge und schwarzer Kirsche ist sicherlich der intensivste Anteil. Darunter ein bisschen Sanddorn, Kräuter der Provence, Lakritze und Rosenblätter. Fein verwoben, aromatisch. Der Mund ist beides. Einerseits erstaunlich klassisch. Anders als in der Nase dominiert die Cabernet. Wir haben reife, sehr reife schwarze Johannisbeere, aber ohne Süße. Brombeere, Schwarze Kirsche, auch wieder die zerdrückte Himbeere. Erst dann kommt wieder die sehr reife Zwetschge vom Merlot. Aber die Cassis- Kirschnote dominiert. Der Wein hat feine Schwingungen. Er ist nicht ansatzweise so dramatisch und so dicht wie Giscours, sondern fein, erhaben, geschliffen. Ein schicker Margaux, der einen unglaublich sympathischen Mundzugang hat. Der delikat und köstlich ist schon in diesem jungen Stadium. Der mit ganz feiner Salzspur auf der Zunge bis zu zwei Minuten nachhallt. Und der noch nicht so massiv druckvoll ist wie Giscours. Das ist ein extrem trinkiger, extrem köstlicher Du Tertre, auch wenn der 2015 mit einem guten halben Prozent mehr Alkohol, mehr Süße, noch einnehmender war. Dafür hat der 2016er Du Tertre einen etwas klassischeren Zugang und wird sicherlich das ein oder andere Jahrzehnt mehr Lebensdauer mitbringen. Perfektes oberes Mittelfeld. Und in dem Preisbereich in Margaux ein extremer Kaufgrund, vielleicht noch mehr als 2015. 96-97/100