Lobenberg: Dieses kleine Weingut mit rund 30 Hektar ist in der südlichen Region des Haut-Medoc, direkt an der Grenze zu Margaux, gelegen. Seit 2005 eines der führenden Weingüter im Haut-Medoc, aber preislich immer eines der Günstigsten. Das Superschnäppchen schlechthin. Normalerweise gibt es etwas über 100.000 Flaschen. Maschinen- und Handlese, gefolgt von einer aufwändigen händischen Sortierung und einer kompletten Entrappung. Danach kommt eine kalte Vorfermentation unter Schutzgas mit 4 Grad für 6 bis 10 Tage. Daraufhin erfolgt eine langsame Fermentation unter 26 Grad mit Überpumpen. Die Gesamtzeit auf der Schale beträgt bis zu 28 Tage bei 28 Grad. Der Wein reift danach komplett in Barriques, davon ein Drittel neu. Die Reifezeit beträgt zwischen 12 und 15 Monate. Du Retout hat 2017 ungefähr 40% Verlust durch Frost. Dementsprechend ist hier die Rebsortenzusammensetzung etwas verschoben. Wir haben 52% Cabernet, 32% Merlot und 16% Petit Verdot, was auch ein sehr hoher Anteil ist. Ich habe Du Retout auf dieser Tour drei Mal probiert. Zweimal beim Händler. Habe noch keinen Text gemacht, war aber beides Mal schwer beeindruckt. In beiden Händler-Tastings hat er sich klar besser erwiesen als die direkten Mitbewerber wie Carmail, der ihm zwar klar auf den Fersen war, aber auch wie Cambon la Pelouse, Belle Vue, Paloumey und Clement Pichon. Auch interessanter als Sociando Mallet. Du Retout war nicht nur 2016, sondern auch 2017 der qualitativ direkte Verfolger von Haut Maurac, von Chateau Carmenere und dem absoluten Highflyer Clos Manou.Die Nase ist deutlich von Merlot geprägt, obwohl die Cabernet ja mehr als 50% ausmacht, haben wir hier satte schwarze Kirsche. Auch ein bisschen Brombeere, ein bisschen Cassis. Dunkle Waldfrucht mit feiner Graphitunterlage, auch einem Touch Eisen. Alles sehr rund und voluminös, etwas Lakritze und Veilchen. In der Nase fast ein Margaux-Stil, was eigentlich auch logisch ist, denn der Haut-Medoc Chateau Du Retout liegt im Grunde Mitten in Margaux. Da wo Haut-Medoc einen kleinen Knick nach innen macht und in die Region Margaux hineindrückt. Deswegen ist Du Retout stilistisch oft so hervorragend und so Margauxlike. Denn es ist eigentlich vom gesamten Terroir, von den Rebanlagen, von den Böden ein Margaux. Der Mund zeigt ganz feines Tannin. Dieses Tannin ist poliert, ist durchaus mit einer gewissen salzigen Schärfe präsent und es ist recht langanhaltend. Aber eben total fein, geschliffen, nicht austrocknend. Auch die Lakritz-/Veilchennote zieht sich durch. Und, wie ich schon sagte, ist dies eigentlich mehr ein Margaux als ein Haut-Medoc. Am nächsten ist er vielleicht einem Margaux im Stile eines Deyrem Valentin. Beim zweiten Nachverkosten kommt etwas mehr rote Frucht hoch, auch Hagebutte, ein bisschen Sauerkirsche, etwas Saint Julien Stil, aber schwarz ist die ganz klare Dominante. Schwarz, erdig, wuchtig, Brombeere, Cassis, Holunder, ziemlich üppig. Zwar ohne Fett, aber seine Lakritz-/Cassis-/Brombeer-Nummer ist sicherlich überwältigend für so einen kleinen Wein. Der Wein ist qualitativ nicht weit hinter 2015 zurück. Auch stilistisch hat er diesen extrem feinen Charme. Ist allerdings mehr auf der schwarzen Frucht, nicht ganz so verspielt wie 2015, nicht so stylisch wie der Überflieger 2016. Dafür aber so unglaublich lecker und wollüstig in dieser süßen Beerenfrucht-Ausprägung. Der ist so schick, sofort da, dass man diesen 2017er mindestens so früh konsumieren darf wie 2015, also ab 2023. Ein toller Du Retout, der alles hat und einfach Freude macht. 93-94/100