Lobenberg: Du Retout verfügt über 30 Hektar Rebflächen, die mit nun inzwischen 60 Jahre alten Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot und etwas Cabernet Franc bestockt sind. 7000 Stöcke je Hektar, jeder Stock muss weniger als ein Kilo kleinster Trauben versorgen, 2013 nur 500 Gramm, das ergibt eine grandiose Dichte und natürliche Konzentration. Man arbeitet inzwischen überwiegend biologisch-organisch im Weinberg, gepflügt wird zur Vermeidung übermäßiger Bodenverdichtung in einigen besonderen Parzellen wieder mit dem Pferdeflug. Gedüngt wird nur mit Mist und organischen Weinbergsabfällen. Der Ertrag wird durch mehrmalige grüne Lese drastisch eingeschränkt, die Ernte wird per Hand auf großen Sortiertischen nachsortiert und extrem aufwendig entrappt. Stilistisch ist eine deutliche Anlehnung an die Weine aus Margaux und Pauillac zu erkennen, die Weine erinnern in ihrem erdig schwarzbeerigen Stil an Lynch Bages, Grand Puy Lacoste und mehr noch an du Tertre. Du Retout liegt im südlichen Haut Medoc, direkt an der Grenze zur Appellation Margaux, völlig ohne Zweifel ein hervorragendes Kies-Lehm-Terroir mit perfekter Drainage, das ist eine Lebensversicherung in schwierigen Jahren. Die Besitzer sind Frederic Soual-Kopp und seine Frau Helene Soual. Frederic arbeitete lange Zeit auf Chateau Palmer, nicht die schlechteste Referenz für sein großes Wissen ums Weinmachen. 2013er wurde der Merlot in der ersten Oktoberwoche geerntet, Petit Verdot und Cabernet Ende der zweiten Oktoberwoche, eine Woche vor dem optimalen Zeitpunkt, der Pilzdruck wurde zu groß und Fäulnis im Lesegut wollte man unbedingt vermeiden, auch vermied man so den großen Regen um den 15. Oktober in diesem Teil des Medoc. Eine Lebensrettung im Jahr 2013 war die Ernte per Maschine, Frederic konnte so bis zuletzt zuwarten um dann alles binnen eines Tages ernten zu können, ohne auf Wochenendpausen von Lesehelfern Rücksicht nehmen zu müssen. Durch die Ertragsminimierung des Jahrgangs nach der extremen Blüten-Verrieselung im Frühjahr und durch aufmerksamste Laubarbeit und Arbeitsdurchgänge im Spätsommer und Frühherbst konnte das Ergebnis dann eben ohne Fäulnis geerntet werden. Nur 30 hl/ha Erntemenge, weniger als 50 Tsd. Flaschen Erstwein. Die teilweise Unreife konnte vollständig ausgeglichen werden durch eine andere Rebsortenzusammensetzung des Erstweins, alles Grüne ging in den Zweitwein, der 2013 über 50% der Gesamtmenge ausmacht. Satte 21% reife Petit Verdot im Erstwein, dazu 55% reife Cabernet Sauvignon, 24% Merlot. 30 Tage Fermentation im Zement, zuvor und danach Maischestandzeiten, Ausbau im Barrique, davon 30% neu. nur 12,5 Grad Alkohol, nicht chaptalisiert, Säure 3,1 Gramm. Der Wein ist 2013 extrem dunkel, Petit Verdot gibt nunmal schwarze Weine. Extreme Lorbeer, Wacholder und Eukalyptus-Ausrichtung mit Veilchen Und Lakritze, dazu satte schwarze Erde und salzig eingekochtes Cassis mit Brombeere und Blaubeere. Das ist mit der Rebsortenzusammensetzung schon sehr eigenständig! Sehr fester und zupackender Mund, wer schon einmal reinen Petit Verdot probiert hat weiß um die maskuline Art und den Touch von schwarzer Erde und Teer. Schwarze Oliven, Assamtee, Lorbeer, würzige kubanische Robusto-Zigarren. Sattes Tannin, aber nicht spröde, nur eben maskulin mit präsenter Säure von Grapefruit und Orangenschale. Bittermandel, konzentrierte Schwarzkirsche, Bitterschokolade und Salz im chraktervollen und ausdrucksstarken Finish. Die salzig süßen Cassis-Noten der reifen Cabernet müssen kämpfen um geschmeckt zu werden. Der 13er liegt stilistisch irgendwo zwischen einem Rauzan Segla und einem Lynch Bages. Klingt vermessen aber bei einem Bruchteil des Preises ist das weit mehr als ein Achtungserfolg, du Retout ist der Konkurrenz von Cambon La Pelousse und Paloumex weit enteilt. Ein Wein im Stil des 2010er, sogar konzentrierter und maskuliner, in der Bewertung dem 2012er (der wie 2009 ist) gleichwertig oder sogar überlegen. Superber Wein, ein grandioser Erfolg und der Maßstab für das grandiose Preis-Leistungsverhälnisses der besten Bordeaux. 92-93+/100