Lobenberg: Doyac 2021: 75 Prozent Merlot, 15 Prozent Cabernet Sauvignon und zehn Prozent Cabernet Franc. Der Gesamtertrag lag bei 30 Hektolitern pro Hektar. Hier gab es leider viel Verlust durch Mehltau. Zu 100 Prozent entrappt und dann wurde auf einem Spezialsortiertisch penibelst aussortiert. Der Wein hat eine tiefe, würzige Zwetschgennase. Deutlich in die rote Pflaume gehend. Man merkt diesen hohen Anteil Merlot, aber auch den Biodyn-approach. Sehr viel Natur. Das erinnert doch deutlich an Pontet-Canet. Sehr voluminöser, fruchtiger Mund. Sehr reife Walderdbeere und Waldhimbeere, dazu reife, fast schwarze Zwetschge und ein bisschen Amarenakirsche. Dahinter rollt Salzigkeit hoch – schöne Frische. Aber insgesamt erstaunlich zum Volumen laufend. Samtig. Sehr harmonischer Wein, grandiose Balance. Das Faszinierende ist dieses Lecker-Gen, diese üppige Fülle, dieses fast Opulente in diesem 2021er. Hedonismus pur! Rote Beerenfrucht mit warmen, samtigen Tanninen. Hintenraus wieder diese schöne Komposition aus Erdbeere, Himbeere und hochreifer Zwetschge. Unanstrengend, sehr stimmig und sehr lecker! 94-95/100 *** Château Doyac ist ein ganz kleines Weingut mit wirklich extrem arbeitenden Besitzern, im Grund so eine Art zweites Clos Manou. Spezielles Terroir mit reinstem Kalkstein, deshalb auch die spezielle Ausrichtung mit so viel Merlot, was sehr untypisch für das Médoc ist. Doyac liegt direkt neben der Appellation Saint-Estèphe, etwas im Süden davon. Der Weinberg ist dichtgepflanzt mit 7.000 Pflanzen pro Hektar, der Ertrag liegt bei rund 40 Hektolitern. Das heißt pro Stock deutlich weniger als ein Kilo aus kleinen stammnahen Träubchen. Der Untergrund besteht überwiegend aus Kalkstein mit einer geringen Lehmauflage. Doyac ist 28 Hektar groß und arbeitet komplett Demeter zertifiziert in Biodynamie. Die Weinstöcke sind im doppelten Guyot erzogen, die Ernte geschieht händisch und mechanisch mit einer Nachsortierung sowie einer optischen Lasersortierung nach dem Entrappen. Also es kommen nur top Beeren in die Vergärung, völlig clean. Die Fermentation erfolgt innerhalb von 15 Tagen bei rund 26 Grad im Inox-Stahl, temperaturreguliert. Der Ausbau dann für gut 12 Monate im Holz, davon 25 Prozent neues Holz. Es werden knapp 100.000 Falschen erzeugt. Die Önologen sind der berühmte Eric Boissenot, der viele berühmte Premier und Deuxième Cru im Médoc berät und dessen Mitarbeiter Marco Balsimelli. Das Rebalter ist ungefähr 25 Jahre alt. Komplette Entrappung und als Biodynamiker natürlich spontan vergoren. Doyac ist seit einigen Jahren auf dem Run. Wir haben ihn vor einigen Jahren auf Empfehlung von Jean-Marc Quarin, dem angesagtesten französischen Weinjournalisten, entdeckt. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.