Lobenberg: Jeweils zur Hälfte Merlot und Cabernet Sauvignon. Moderater Alkoholgehalt von nur 12,9% Vol. 30% Neuholz. In der Nase begeistert mich auf Anhieb diese enorm betörende Kirsche in allen Schattierungen. Schwarzkirsche dominiert, aber dann kommen auch rötliche Nuancen von Sauerkirsche durch. Auch Kirschkerne, Mandel, Marzipan, ein Hauch Himbeere. Am Gaumen mit gutem Zug und feiner Strahlkraft aus satter Kirsche, dazu ein leicht herber Einschlag von Cranberry. Feines Salz mit Himbeere verbleibt auf der Zunge. Ganz zarte Tannine ziehen diesen schicken Stoff in die Länge und was bleibt, ist diese wunderbar klare Frucht am Gaumen. 2022 war klar mehr Blockbuster, das hier ist jetzt deutlich eleganter im Vergleich. Ein glockenklarer, animierend-kühler Saint-Estèphe. Berauschend und sehr schön! *** Der Besitzer ist Vincent Ginestet, die dritte Generation der Eigentümer von Château Margaux, also hochwohlgeboren. Die Domaine hat er 2017 von Claire und Gonzague Lurton gekauft, die Besitzer von Ferrière und Haut Bages-Libéral sind. Das Weingut liegt exakt zwischen Phélan-Ségur und Calon-Ségur. Viele Parzellen überschneiden sich, einige liegen auch innerhalb der Rebberge der beiden Nachbarn. Das Terroir ist Kalkstein mit einer Auflage von Lehm- und Kies. Also perfekte Voraussetzungen in trockenen Zeiten. Durch die Flussnähe immer gut mit Feuchtigkeit versorgt. Die maximale Gesamtproduktion liegt bei unter 20.000 Flaschen. Vincent hat gewaltig in die Weinberge investiert, die mit 9 Hektar aus ganzen 60 Parzellen bestehen. Dort stehen 60 Prozent Merlot und 40 Prozent Cabernet Sauvignon. Aber die Assemblage im Erstwein ist 60/40 zu Gunsten von Cabernet. Die Weinberge sind extrem dicht gepflanzt mit 9.500 Reben pro Hektar. Extrem kleine Bunches und noch kleinere Beeren, das Ganze läuft auf 250 Gramm pro Rebstock hinaus. Die Reben sind im Durchschnitt 40 Jahre alt, einige gehen jedoch auf die 100 Jahre zu. Gelesen wird in kleinen Körben, die Trauben werden im Keller komplett entrappt, über Rütteltische extrem selektiv ausgelesen und nach der Vergärung in einer Korbpresse abgepresst. Der Ausbau geschieht zu 40 Prozent in neuem Holz und zu 60 Prozent in zwei und drei Jahre alten Fässern. Hier wird insgesamt biodynamisch gearbeitet, auch wenn es noch nicht zertifiziert ist. Beraten wird das Weingut von Eric Boissenot, der auch Calon-Ségur berät – gleiches Team, gleiche Leute, deshalb vielleicht auch – neben dem Terroir – die gewisse Ähnlichkeit.
Bordeaux 2023 aus Expertensicht über ein reifes und früh trinkbares Jahr mit elegantem, schmeichelndem und seidigem Tannin, hohem Genussfaktor und saftigem Trinkfluss: Stephane Derenoncourt, Önologe, Consultant am rechten und linken Ufer, Winzer, eine lebende Legende in Bordeaux: „Überall waren die Tannine reif und von hoher Qualität. Die Trauben zeigten die volle technologische und phenolische Reife. Die Weine dieses Jahrgangs sind insgesamt harmonisch und dynamisch.“ *** Thomas Duclos, führender Berater und Önologe des rechten Ufers: „Bei dem Jahrgang 2023 haben wir ständig Neues entdeckt. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich in ein paar Jahren einige 2023er den 2022er Weinen als überlegen erweisen. Der Jahrgang 2023 ist sehr schmeichelhaft: Wir haben eine angenehme Weichheit im Abgang, ohne Schwere, elegante Texturen, überraschend seidig...“ *** Axel Marchal, führender Önologie-Professor der Universität Bordeaux: „Trotz der extremen Wetterbedingungen sind in dem Jahrgang 2023 Weine mit einem guten Gleichgewicht und schönen Säurenoten entstanden. Die Weine sind sehr angenehm, zwar nicht von immenser Konzentration, aber köstlich, rund und fruchtig.“*** Michel Rolland, Önologe und Weingutsberater und ein Bordeaux Urgestein: “The aromatic potential was good, with excellent aromatic intensity and ripe fruit flavours. 2023 is a vintage without excess and opulence. Enjoyable, delicious and easy-to-drink!!