Chateau Domeyne 2022

Chateau Domeyne 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97–98
100
2
Cabernet Sauvignon 60%, Merlot 40%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2050
Verpackt in: 12er OHK
9
tanninreich
voluminös & kräftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 97–98/100
Suckling: 93–94/100
Revue du Vin de France: 92–94/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Estephe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Domeyne 2022

97–98
/100

Lobenberg: Der Ertrag lag 2022 bei nur 25 Hektolitern. Insgesamt nur 9.000 Flaschen Produktion. Die Assemblage besteht aus 60 Prozent Cabernet Sauvignon und 40 Prozent Merlot. Der Alkoholgehalt liegt bei 13,5 Volumenprozent. Die Nase ist archetypisch für genau diesen Teil von Saint Estèphe – schwer zu entscheiden, ob es mehr Phélan- oder Calon-Ségur ist. Wahrscheinlich ein bisschen mehr Calon. Diese unglaublich dichte, spannungsgeladene reiche Nase mit Brombeere, Cassis, Lakritz und Maulbeere. Dazu Wacholder, Lavendel und Veilchen. Sehr dicht, sehr intensiv, sehr viel Spannung austragend! Mineralien ohne Ende – das ist schon ziemlich druckvoll und vor allem schwarz. Der Mund kommt dann zwar mit der gleichen Schwärze, den gleichen Früchten und Mineralien, Salz und einer leichten Schärfe rüber, aber er ist unendlich fein. Das ist pure Seide… So geschliffen, so poliert! Er hat ein bisschen Schlehe, auch Orangenzesten und pinke Grapefruit. Tolle Säure, tolle Frische und viel Salz. Aber die Grundstruktur sind ultrafeine, seidige Tannine. Eine tänzelnde Faust im Samthandschuh mit viel, viel, viel Grip im Nachhall. Toller Trinkfluss! Der Wein steht für Minuten und rollt mit Schlehe, roter Johannisbeere und Chilischärfe wieder hoch. Viel Salz, viel Grip, viel Power bei all der Samt und Seide. Der Wein packt schon auch ziemlich zu und hat etwas Maskulines – das ist eindeutig der Stil von Calon-Ségur. Großer, typischer Saint-Estèphe. 97-98/100 *** Der Besitzer ist Vincent Ginestet, die dritte Generation der früheren Eigentümer von Château Margaux, also hochwohlgeboren. Die Domaine hat er 2017 von den biodynamisch arbeitenden Claire und Gonzague Lurton gekauft, die Besitzer von Ferrière und Haut Bages-Libéral sind. Das Weingut liegt exakt zwischen Phélan-Ségur und Calon-Ségur. Viele Parzellen überschneiden sich, einige liegen auch innerhalb der Rebberge der beiden Nachbarn. Das Terroir ist Kalkstein mit einer Auflage von Lehm- und Kies. Also perfekte Voraussetzungen in trockenen Zeiten. Durch die Flussnähe immer gut mit Feuchtigkeit versorgt. Die maximale Gesamtproduktion liegt bei unter 20.000 Flaschen. Vincent hat gewaltig in die Weinberge investiert, die mit 9 Hektar aus ganzen 60 Parzellen bestehen. Dort stehen 60 Prozent Merlot und 40 Prozent Cabernet Sauvignon. Aber die Assemblage im Erstwein ist 60/40 zu Gunsten von Cabernet. Die Weinberge sind extrem dicht gepflanzt mit 9.500 Reben pro Hektar. Extrem kleine Bunches und noch kleinere Beeren, das Ganze läuft auf 250 Gramm pro Rebstock hinaus. Die Reben sind im Durchschnitt 40 Jahre alt, einige gehen jedoch auf die 100 Jahre zu. Gelesen wird in kleinen Körben, die Trauben werden im Keller komplett entrappt, über Rütteltische extrem selektiv ausgelesen und nach der Vergärung in einer Korbpresse abgepresst. Der Ausbau geschieht zu 40 Prozent in neuem Holz und zu 60 Prozent in zwei und drei Jahre alten Fässern. Hier wird insgesamt biodynamisch gearbeitet, auch wenn es noch nicht zertifiziert ist. Beraten wird das Weingut von Eric Boissenot, der auch Calon-Ségur berät – gleiches Team, gleiche Leute, deshalb vielleicht auch – neben dem Terroir – die gewisse Ähnlichkeit.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

93–94
/100

Suckling über: Chateau Domeyne

-- Suckling: Fresh and juicy with dark and blue fruit, sweet spices and walnuts. Refined and polished with a medium body and silky texture at the end. 93-94/100

92–94
/100

Revue du Vin de France über: Chateau Domeyne

-- Revue du Vin de France: We have been closely following the evolution of this estate which has produced a top level 2022. The wine is full-bodied, dense and very well balanced with silky tannins. Everything is in place here. 92-94/100

19
/20

Gerstl über: Chateau Domeyne

-- Gerstl: Vincent Ginestet hat das Familienweingut Château Domeyne von Claire übernommen, 2018 war sein erster Jahrgang. Die 9 ha liegen zwischen Phélan Ségur und Calon Ségur. Vom Jahrgang 2022 wurden nur gerade 9000 Flaschen produziert (Durchschnitts-Produktion 20'000 Flaschen).Hier kommt das Terroir (im Untergrund Kalkstein, darüber Lehm und Kies) mit reizvollen Graphitnoten sehr schön zur Geltung. Das gibt dem Wein eine kühle, aber auch ausdruckstarke Aromatik. Rot- und schwarzbeerige Frucht, gepaart mit herrlichen floralen Aromen. Kirschenfrucht, Sauerkirsche, Brombeere, Lakritze, Johannisbeere, Himbeere und Erdbeere. Ein äusserst vielfältiges und delikates Bouquet. Aber auch tiefgründige Frische und kühle würzige Aromen verleihen dem Wein zusätzliche Komplexität. Der Auftakt im Gaumen mit wunderbarem Fruchtschwall ist unheimlich saftig und druckvoll. Das ist einfach nur köstlich, was hier im Mund abgeht. Die Balance ist auf den Punkt perfekt und der Wein scheint dahinzuschweben. Die köstliche Extraktsüsse verstärkt diesen unwiderstehlichen Fruchtgeschmack noch. Sehr gute Länge und ein nobles Finale mit zarten, würzigen Aromen. Ein ausgesprochen nobler, aber auch trinkiger St-Estèphe. 19/20

Mein Winzer

Domeyne

Dort stehen 60 Prozent Merlot und 40 Prozent Cabernet Sauvignon. Aber die Assemblage im Erstwein ist 60/40 zu Gunsten von Cabernet. Die Weinberge sind extrem dicht gepflanzt mit 9.500 Reben pro Hektar. Extrem kleine Bunches und noch kleinere Beeren, das Ganze läuft auf 250 Gramm pro Rebstock hinaus....

Chateau Domeyne 2022