Chateau Coutet 2015

Coutet

Chateau Coutet 2015

BIO

95–96
100
2
Merlot 60%, Cabernet Franc 30%, Malbec 5%, Cabernet Sauvignon 5%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2020–2040
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 95–96/100
Gerstl: 18+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Coutet 2015

95–96
/100

Lobenberg: Das Weingut war bis 1985 Grand Cru Classé und möchte das heute aufgrund erbrechtlicher Problematiken nicht mehr sein. Die Weitergabe an die nächste Generation wird dadurch viel zu teuer. Also nur Grand Cru heute. Château Coutet liegt direkt oberhalb von Chateau Angelus an den Südhängen des Kalksteinfelsens von Saint Emilion. Die weiteren direkten Nachbarn sind Château Beausejour Duffau, Château Bellevue und Château Beausejour Becot. Besser geht es kaum vom Terroir. Ein Drittel dieser Hanglage ist reines Kalksteinplateau, ein Drittel Lehmböden und der unterer Teil ist sandig kiesiger Boden. Dreifaltigkeit. Wirklich ganz uralter Rebbestand. Château Coutet ist das älteste Bioweingut in ganz Bordeaux. Dieses Weingut gibt es seit 1599 und es ist seit dem im Besitz der Familie David Beaulieu, also seit unzähligen Generationen. Und vom ersten Tag an biologisch organisch bearbeitet. Es wurden über Jahrhunderte nie Herbizide oder Pestizide oder künstlicher Dünger verwendet. Hier existieren noch längst ausgestorbene Blumenarten und eigentlich ausgestorbene Kröten und Salamander. Wenn es woanders nur grün oder später braun ist in der Natur ist es hier immer bunt. Naturkundler der ganzen Welt geben sich zur Besichtigung die Klinke in die Hand. Die Familie gehörte immer der naturalistischen Bewegung an, wir sind hier also im Herzen des natürlichen und biologischen Arbeitens der Weingüter Bordeaux. Trotzdem hat sich das Weingut erst 2012 biologisch organisch zertifizieren lassen, da die Generationen zuvor das für nicht nötig hielten. 60% Merlot, 30% Cabernet Franc, 5% Malbec und 5% Cabernet Sauvignon. Die Besonderheit besteht in der Art der Merlot, welche aus Jahrhunderte altem, ausgestorbenem Ursprungsbestand der Rebsorte kommt, und eine viel kleinbeerigere Merlot ist. Nur diese Merlotform verfügt auch ohne Schalenkontakt über roten Saft. Eine Merlotform, wie es sie schon lange nicht mehr gibt. Einige Nachbarn haben sich eine Selection Massale von hier gesichert. Ansonsten ist diese Form seit dem zweiten Weltkrieg ausgestorben. Die Nase des Weins ist so ungewöhnlich wie die Story des Weingutes oder die Story der jetzt Regie führenden Generation der Familie. Wir haben im Wein zwar auch typisch Merlot, aber eine ganz andere Merlot in der Nase. Tiefe würzige Maulbeere, reife Zwetschge, ganz dunkle Kirsche, aber ein sehr ungewöhnlicher Angang. Vielleicht auch ein bisschen Wacholder und Myrre, sehr würzig. Der Mund ist eine Kombination dieser sehr würzigen und hochreifen Frucht mit einem unendlichen feinen Tannin. So verspielt und geschliffen. Eine tolle frische Säure zeigend und doch so reif, rund und überhaupt nicht fett. Ein spielerischer Wein, den ich so wahrscheinlich nicht in St Emilion vermutet hätte. Ein Rioja aus den 70ern? Deutliche Teenoten, malziger Assam-Tee im Mund, überhaupt deutlich malzige Noten in der reifen Note. Diese Kombination von schwarzer Frucht, hoher Mineralität und toller Frische, alles bei gleichzeitig extremer Würzigkeit, macht einen so anderen St Emilion. Einen im Grunde sehr antiken Wein mit trotzdem toller Frische und wunderschöner Frucht. Das ist ein Unikat und es ist fast nicht zu bewerten, denn man wird es entweder lieben oder man wird mit Vorbehalten verblüfft sein. Ich finde den Wein genial und bewerte ihn mit 95-96/100, kann aber auch verstehen, dass ihn andere Menschen mit 89-90/100 oder höher als 96 bewerten. Auf jeden Fall ist das ein absoluter Solitär und eine sensationelle Entdeckung. Die Rückverkostung mit den Jahrgängen 2010, 2009, 2008 und 2001 ergab eine unglaubliche Konsistenz in genau dieser würzigen Mundcharakteristik. Das ist ein Wein, den man sowohl für ganz jung als auch für 50 Jahre alt halten kann. Ein Wein, den man in einer Blindverkostung vielleicht sogar nach Spanien stecken würde. Ein Unikat und eine Bereicherung, hoffentlich bewahrt die Familie diese Art. 95-96/100

18+
/20

Gerstl über: Chateau Coutet

-- Gerstl: St. Emilion (nicht Sauternes). Das ist vielleicht die allerschönste Entdeckung, die ich in meiner Karriere als Weinhändler machen durfte. Es ist eine unglaubliche Geschichte, das ist das älteste Bio – Weingut der Welt. Seit 1599 gibt es dieses Weingut und es war immer Bio, nie wurde hier Chemie gespritzt. Ich bin an diesem Bijou von Weingut jahrelang blind vorbeigegangen. Ich habe den Wein oft probiert und nie für gut genug befunden, um ihn in unser Sortiment aufzunehmen. Dies aus dem einfachen Grund, weil der Wein ganz anders ist, als alle andern Weine in dieser Region. Nicht nur die Chemie wurde hier niemals verwendet, auch moderne Techniken der Vinifikation hat man bisher immer links liegen gelassen. Das Ergebnis ist ein eigenwilliger Wein, der sich mit Nichts vergleichen lässt. Ich muss leider gestehen, wenn wir an einem Tag Duzende von Weinen probieren, hat auch ein grosser Wein keine Chance, wenn er – so wie dieser – völlig aus der Reihe tanzt. Da muss man ganz einfach das Glück haben, dass jemand einen auf dieses Weingut führt. Dann stellt man fest, da ist ein Weingut an allerbester Lage in St. Emilion umgeben von ganz grossen Namen wie Angélus, Beauséjour-Duffau, Beauséjour-Bécot oder Grand-Mayne. Das Weingut wird bewirtschaftet von einer leidenschaftlich naturverbundenen Famile. Hier gibt es noch Tiere und Pflanzen, die sonst überall in Europa längst ausgestorben sind. Und hier wird ein Naturwein von edler Schönheit produziert. Dieser schreit allerdings nicht laut: “Hier bin ich – entdecke mich.” wenn der Gerstl ihn probiert. Und er zeigt damit dem Gerstl auch wieder einmal die Grenzen seiner degustatorischen Fähigkeiten auf. Aber ich bin unglaublich dankbar, dass ich diesen Wein trotzdem noch entdecken durfte. Der Duft erinnert sofort an einen Ur- St. Emilion klassischen Stils, mehr Terroir als Frucht, eine unglaubliche Tiefe, enorme Vielfalt, das ist ein grosser Wein, der aus diesem Glas funkelt, aber ein eigenwilliger, kein angepasster. Am Gaumen zeigt er genau das, was man auf Grund der Geschichte erwartet, das ist einfach ein Stück Natur, wie man es sich schöner nicht vorstellen könnte, das ist total eine andere Welt, wir kommen von all den auf Anhieb leckeren offen zugänglichen Weinen, zu einem Klassiker, den man zuerst verstehen muss, das ist ein Weinerlebnis das ich zuerst einmal verabreiten muss. An diesem Wein sind wir jahrelang vorbei gegangen ohne ihn zu beachten. Jetzt probiere ich ihn ein erstes Mal im Wissen, was dahinter steckt, ich beginne ihn zu verstehen und ich liebe ihn auf Anhieb, sooo schön, trotzdem eigenwillig, fast störrisch, eine Weinbegegnung der ausserirdischen Art. Und wie soll man so einen Wein bepunkten? Für micht steht ausser Frage, dass er ganz gross ist, also mindestens 19/20. Diese Gösse warden aber nicht alle nachvollziehen können. Trotzdem glaube ich, dass der achtsame Weingeniesser viel Freude daran haben wird. Ich will aber auch nicht Erwartungen wecken, die der Wein mit seiner speziellen Charakteristik nicht erfüllen kann, deshalb habe ich mich für eine vorsichtige Bewertung von 18+/20 entschieden. 18+/20

Mein Winzer

Coutet

Château Coutet ist das älteste Bioweingut in ganz Bordeaux. Dieses Weingut gibt es seit 1599 und es ist seit dem im Besitz der Familie David Beaulieu, also seit unzähligen Generationen. Und vom ersten Tag an biologisch organisch bearbeitet. Es wurden über Jahrhunderte nie Herbizide oder Pestizide...

Chateau Coutet 2015