Lobenberg: Es gibt eine spezielle Parzelle auf Chateau Coutet, die Cuvée Demoiselle heißt. Cuvée Demoiselle kommt aus zwei kleinen Plots aus den höchsten Lagen von Coutet, welche direkt neben Beausejour Duffau liegen. Es sind die ältesten Reben des Hauses, über 80 Jahre, Cabernet Franc und Merlot, aber nur die spezielle, uralte Form der Merlot mit winzigen Beeren und rotem Saft. 50% Merlot und 50% Cabernet Franc. Und so gehen sie auch in den Wein. Es werden lediglich 2.000 Flaschen erzeugt. Diese Supercuvée wird auch in eine Spezialflasche mit verschweißtem Glas gefüllt. Dann kostet er allerdings 300. Das ist der gleiche Wein. Ein Wein der für Jahrhunderte weggelegt werden soll. Lassen sie uns bei der normalen Flasche bleiben, diese 50/50 Cuvée aus den ältesten Reben vom besten totalen Bio-Terroir in Saint Emilion ist schon sehr speziell. In diesem Wein ist eben die Merlot-Form die einen roten Saft hat. Mit extrem kleinen Beeren. Eine Form die es nur noch auf Chateau Coutet gibt. Die Urform des Merlot. Die Reben aus diesem Plot sind über 80 Jahre alt. Das Besondere an diesem speziellen Wein ist, dass er komplett im Holz vergoren wird und bei der Mazeration extrem lange auf den Schalen belassen wird. Es wird alles ohne pumpen und ohne künstliche Bewegung mit den Füßen getreten. Der Wein verbleibt dann bis zum folgenden April im großen Holzfuder und wird erst dann in Barriques gefüllt. Und obwohl der Wein bis zu unserer Probe fast gar kein neues Holz gesehen hat, kommt doch ein Touch kalter Rauch aus dem Glas. Kalter Rauch über wunderschöner, sehr reifer Himbeere. Aber sehr unsüß. Hier riecht man Bio, aber in einer positiven Form. Die Nase ist fast noch mehr ein Erlebnis als der normale Coutet. Die uralten Reben und die 50% Cabernet Franc tun ihr übriges. Dieser Wein ist noch spezieller im Erlebnis. Die Nase lässt einen nicht mehr los. Diese Himbeere, diese reife Pflaume. Das Ganze schwebend, auch unglaublich dicht, einnehmend. Und so ungewöhnlich für einen Saint Emilion. Aber wie unglaublich schön dann der Mund ist. Cabernet Franc dominiert hier über diese Ur-Merlot. Was nicht einfach ist. Sie ist von Haus aus sehr dominant. Aber diese uralte Cabernet Franc mit ihrer Himbeere und Würze scheint doch kräftig durch. Himbeere mit 20-30 Jahre altem Balsamico. Der uralte Balsamico scheint immer stärker durch. Er dominiert die gesamte Zunge. Diese zugehörige, mineralische Spur ist immens. Ein Wein, der überhaupt nicht extrahiert scheint und niemals müde macht. Dennoch sollte man diese Flasche besser zu zweit teilen. Es gibt, so glaube ich, keinen zweiten Wein der so ausgeprägt mineralisch ist wie dieses Erlebnis in dieser unglaublichen Intensität. 3-4 Minuten danach habe ich immer noch alles auf der Zunge. Der uralte Balsamico, das Salz, die Himbeere und diese Zwetschge sind immer noch präsent. Diesen Wein kann man vielleicht sogar hassen oder man ist so fasziniert, dass es verblüfft. Es gehört auf jeden Fall zum Eindrucksvollsten und Besten, was ich je im Bordeaux probiert habe und doch ist es irgendwie anders. Man kann es mit 100 Punkten bewerten, man kann es auch zerreißen weil es so a-typisch ist. Ich halte es für eine Sensation. 98-100/100