Lobenberg: Es gibt eine spezielle Parzelle auf Chateau Coutet, die Cuvée Demoiselle heißt. Cuvée Demoiselle kommt aus zwei kleinen Plots aus den höchsten Lagen von Coutet, reiner Kalksteinfelsen ganz oben auf dem Plateau, direkt neben Beausejour-Becot und Angelus. Es sind die ältesten Reben des Hauses, über 80 Jahre, zum Teil über 100 Jahre alt, Cabernet Franc und Merlot, aber nur die spezielle, uralte Form der Merlot mit winzigen Beeren und rotem Saft. Und so gehen sie auch in den Wein. Es werden lediglich 2.000 Flaschen erzeugt. Diese Supercuvée wird exakt gleich auch in eine Spezialflasche mit verschweißtem Glas gefüllt. Dann kostet er allerdings 300. Das ist der gleiche Wein. Ein Wein der für Jahrhunderte weggelegt werden soll. Lassen sie uns bei der normalen Flasche bleiben. Diese 50/50 Cuvée aus den ältesten Reben vom besten totalen Bio-Terroir in Saint-Emilion ist schon sehr speziell. In diesem Wein ist eben die Merlot-Form, die einen roten Saft hat. Mit extrem kleinen Beeren. Eine Form, die es nur noch auf Château Coutet gibt. Die Urform der Merlot. Die Reben aus diesem Plot sind über 100 Jahre alt. Winzige Erträge. Das Besondere an diesem speziellen Wein ist, dass er komplett im Holz vergoren wird und bei der Mazeration extrem lange auf den Schalen belassen wird. Es wird alles ohne pumpen bewegt und ohne künstliche Bewegung zu Beginn mit den Füßen getreten. Der Wein verbleibt dann bis zum folgenden April im großen Holzfuder und wird erst dann in Barriques gefüllt. Demoiselle wurde 2017 erstmals umgestellt auf eine Entrappung per Hand. In Italien bei Altare nennt man das uno per uno. Das ist eine Methode, wie sie fast nirgends mehr möglich ist. Hier wird wirklich über zwei Tage mit einem Team von 80 Leuten (Freunde des Hauses, Gastronomen, Händler) jede einzelne Traube von Hand entbeert. Es gibt kein einziges grünes Element. Das ist die Quintessenz aller optischen Sortiermaschinen. Perfekter geht es gar nicht. Jede einzelne Beere wird von Hand herausgenommen, gesichtet und entschieden ja oder nein. Das ist vielleicht auch die Besonderheit, warum Demoiselle nochmals so viel anders, weicher und in seiner abgehobenen Art extremer ist. Der Charakter von Demoiselle unterschiedet sich doch recht klar vom normalen Coutet. Deutlich intensiver, auch in 2020. Wieder Blut, Eisen und immens konzentrierte Himbeere, darunter Walderdbeere, Schlehe, Thymian und feine helle Lakritze. Ein Vampir-Saft! Aber auch dieser Wein ist nicht zu vergleichen mit klassischen Saint-Émilions. Der Mund ist sehr geprägt von den uralten Reben, von der extremen Intensität. Wow, was für ein Ansturm! Immense Massen konzentrierter, aber säurebefrachteter Himbeere. Delikat, hocharomatisch und intensiv. Konzentrierte Seidigkeit müsste man zu diesem Wein sagen, weil er einfach so voller Spannung ist. Er hat Rasse, ist aufregend. Der Vergleich mit den 2019ern hier bei Coutet ergab, dass wir fast baugleich sind. Beide Jahrgänge haben sehr viel Ähnlichkeit. 2019 zeigt etwas mehr Körper aufgrund des fortgeschrittenen Ausbaus im Barrique. Aber 2020 hat den gleichen Bums. Wobei Bums eigentlich das falsche Wort ist, es ist hochkonzentrierte Finesse. Der zartere Wein, der filigranere, ist ganz klar der normale Coutet. Die Cuvée Demoiselle hat die Intensität einfach nochmal potenziert. Weine zum Träumen, Weine zum Abheben, Weine zum Schnüffeln. Großes Glas, Kamin, etwas kühler einschenken. Das sind Weine aus einer anderen Welt. 100+/100