Chateau Coutet 2022
- 2
- Merlot 60%, Cabernet Franc 30%, Cabernet Sauvignon 5%, Malbec 5%
- 5
- rot, trocken
- 13,5% Vol.
- Trinkreife: 2027–2052
- Verpackt in: 1er OHK
- 9
- voluminös & kräftig
- tanninreich
- 3
- Lobenberg: 97–100/100
- Gerstl: 20/20
- 6
- Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Chateau Coutet, , 33330 Saint Emilion, FRANKREICH
Chateau Coutet 2022
/100
Lobenberg: 60 Prozent Merlot, 30 Prozent Cabernet Franc, fünf Prozent Malbec und fünf Prozent Cabernet Sauvignon. Die Lese begann am 12. September und lief bis zum 01. Oktober. Weniger als 30 Hektoliter pro Ertrag aufgrund der Trockenheit. In 2022 gab es eine ganz große Besonderheit während der Lese: Sie haben angefangen Merlot zu ernten, danach wollten sie weitermachen mit der Cabernet Franc. Mathieu, der Bruder von Adrian hat die Trauben probiert und gesagt, es geht nicht. Sie haben dann die komplette Lese gestoppt und über acht Tage gewartet. Die Reife war da, auch in den Kernen, aber die Aromatik war einfach nicht dort, wo die Familie sie haben wollte. Es ging dann erst Ende September weiter. Schon kurios und ein Anzeichen für die Qualitätsbesessenheit dieser Familie. Die Nase von Coutet ist immer sehr speziell. Sehr stark Eisen, also Blut, dazu ganz dichte Schattenmorelle und Hagebutte, von unten kommend, tief aus dem Keller. Ein dichter, reicher Duftteppich. Unglaublich versammelt mit sanften, satten Tanninen. Aber die Nase ist super speziell, super unique. Coutet ist immer ganz anders als alles was die meisten in Bordeaux erwarten und kennen. Aber es ist auch besonders gut. Der Mund ist erstaunlich dicht. Reich mit satter Schattenmorelle, konzentrierter dunkler Himbeere und Erdbeere. Hohe Säure mit Johannisbeere. Alles auf Rot, aber alles in einer enorm konzentrierten Form. Auch wieder viel Eisen und Blut. Die Säure in diesem Wein ist atemberaubend, wie wir sie nirgendwo sonst in Saint-Émilion haben. Der pH-Wert liegt nur bei 3,4. Im Mund ist er salzig-lang, rotfruchtig und hochintensiv. Sehr dich! Satte, aber total samtige Tannine. Das ist ein Wein, der fern der Klassik ist in Saint-Émilion. Und in 2022 nochmal weiter entfernt von allem Durchschnitt. Das ist kein gefälliges, balanciertes Tröpfchen, sondern ein eigenwilliger, einzigartiger, rotfruchtig-konzentrierter und dichter Saint-Émilion der alten Schule. Faszinierend und großartig! Und einzigartig delikat! 97-100/100 *** Das 15 Hektar große Weingut (12 Hektar Reben) war bis 1985 Grand Cru Classé und möchte das heute aufgrund erbrechtlicher Steuer-Problematiken nicht mehr sein. Die Weitergabe an die nächste Generation wird dadurch viel zu teuer. Heute nur Grand Cru. Château Coutet liegt direkt oberhalb von Château Angélus an den Südhängen des Kalksteinfelsens von Saint-Émilion. Die weiteren direkten Nachbarn sind Beausejour Duffau, Château Bellevue und Château Beauséjour Bécot. Viel besser geht es vom Terroir her kaum. Ein Drittel dieser Hanglage ist ganz oben gelegen und reines Kalksteinplateau, ein Drittel Lehmböden am oberen Hang, und der untere Teil ist sandig-kiesiger Boden. Dreifaltigkeit. Da kann man richtig spielen in der Komposition des Erstweins. Uralter Bestand an Reben. Zum Teil weit über 100 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Reben beträgt annährend 50 Jahre. Coutet ist das älteste Bioweingut in ganz Bordeaux. Es besteht seit 1453 (laut Jurade-Buch von Saint-Émilion) und es ist seit 1680 im Besitz der Familie David-Beaulieu, also seit unzähligen Generationen. Adrien David-Beaulieu führt das Weingut heute. Coutet wird vom ersten Tag (1453) an biologisch-organisch bearbeitet. Es wurden über die Jahrhunderte nie Herbizide oder Pestizide oder künstliche Dünger verwendet. Hier existieren längst ausgestorbene Blumenarten und eigentlich ausgestorbene Kröten und Salamander. Wenn es woanders nur grün, oder später braun ist in der Natur, ist es hier immer noch bunt. Naturkundler der ganzen Welt geben sich zur Besichtigung die Klinke in die Hand. Die Familie gehörte immer der naturalistischen Bewegung an. Wir sind hier also im Herzen des natürlichen und biologischen Arbeitens der Weingüter von Bordeaux. Trotzdem hat sich das Weingut erst 2012 biologisch-organisch zertifizieren lassen, da die Generationen zuvor das für nicht nötig hielten. Die Besonderheit des Weins besteht auch aus der Art der Merlot, welche aus Jahrhunderte altem, ausgestorbenem Ursprungsbestand der Rebsorte kommt, und eine viel kleinbeerigere Merlot ist. Das Verhältnis von Saft zur Schale ist also viel geringer, Adrien David-Beaulieu kann somit mit wesentlich weniger Extraktion arbeiten. Dazu kommt, dass nur diese Merlotform verfügt auch ohne Schalenkontakt über roten Saft. Eine Merlotform, wie es sie andernorts schon lange nicht mehr gibt. Einige Nachbarn haben sich eine Selection Massale von hier gesichert. Ansonsten ist diese Form seit dem Zweiten Weltkrieg ausgestorben. Die Entrappung erfolgt hier maschinell, aber es wird mit 12 Leuten von Hand nachsortiert, sodass alle grünen Elemente sowie Stile und Stängel herausgenommen werden. Auch unreife und überreife Beeren. Nur die Cuvée Demoiselle wird komplett händisch entrappt und sortiert. Die Fermentation geschieht selbstverständlich spontan. Das Ganze passiert im Stahltank und wird dann lange Wochen auf den Schalen und der Hefe belassen. Hier wird nicht wirklich gepresst, nur der natürlich auslaufende Saft wird verwendet. Der Ausbau geschieht zu 20 % im neuen Barrique, zu 45 % im gebrauchten Barrique und zu 35 % im gebrauchten großen Holzfass.
Jahrgangsbericht
2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?
/20
Gerstl über: Chateau Coutet
-- Gerstl: Der Duft ist wie immer einzigartig, dezenter als gewohnt. Die Terroirdüfte geben den Ton an, edle Gewürze, zarte Kräuter, ein Hauch Lakritze, Tabak. Die eher rotbeerige Frucht bleibt diskret im Hintergrund, das ist ein sublimes Parfüm, sehr edel, faszinierend. Es wird ganz still im Raum, ich bin ganz offensichtlich nicht der Einzige, der von diesem Wein berührt wird. Das ist alles andere als ein Blender, er berührt durch Feinheit, durch seine unvergleichliche Aromatik, durch seine Verspieltheit, durch seine schlichte Natürlichkeit. Das ist ein berührendes Weinerlebnis, der Wein verlangt aber die volle Aufmerksamkeit, damit man seine ganze Vielfalt erhaschen kann. Diesen Wein kann man fast nicht mit Punkten bewerten, er ist so ein scheues Pflänzchen, seine Grösse liegt nicht im lauten Auftritt, sondern im einzigartigen Erlebnis, in der inneren Grösse. (mg) ,20/20
Coutet
Château Coutet ist das älteste Bioweingut in ganz Bordeaux. Dieses Weingut gibt es seit 1599 und es ist seit dem im Besitz der Familie David Beaulieu, also seit unzähligen Generationen. Und vom ersten Tag an biologisch organisch bearbeitet. Es wurden über Jahrhunderte nie Herbizide oder Pestizide...