Lobenberg: Clos Puy Arnaud liegt oben auf dem reinen Kalksteinplateau von Castillon in allerbester Lage. Ein Terroir wie man es sich auch in Saint-Émilion nicht besser vorstellen könnte. Der Besitzer ist Thierry Valette, ein Biodynamiker der ersten Stunde. Seinen Eltern gehörte das Weingut Château Pavie. Thierry ist nicht nur Biodynamiker sondern ein weit darüberhinausgehender Verteidiger der Umwelt, genau wie sein Freund Alain Moueix von Château Fonroque. Zwei der Top-Biodynamiker in Bordeaux, von denen es zum Glück immer mehr gibt. Aber alle sind ein ganz klein wenig schräg und eigenwillig – für die Umwelt nur das Beste. Thierry arbeitet jedes Jahr mit deutlich weniger Kupfer als es erlaubt wäre, sogar mit dramatisch weniger. Seine Trauben reifen aufgrund der Biodynamie und auch wegen der Verringerung des Kupfereinsatzes deutlich früher als vergleichbare Trauben. Thierry vergärt seine Trauben spontan im Zement. Der Ausbau erfolgt dann zu 20 Prozent in toskanischen Tonamphoren und zu 80 Prozent im Barrique. Ein Teil aber auch in 500 Liter Tonneaux aus Eiche, um den Neuholz-Einfluss weiter zu begrenzen. Thierry liebt den oxidativen Ausbau. Deshalb haben seine Weine viel Ähnlichkeit in der Stilistik und der Ausrichtung mit den Weinen von François Mitjavile von Tertre Roteboeuf. Allerdings passt er sorgfältig auf und so ist der Anteil an großen Holzgebinden mittlerweile deutlich größer als der Anteil der oxidativen Amphoren. Der Cabernet Franc-Anteil wächst von Jahr zu Jahr. Thierry stellt die Weinberge mittels Selection Massale Stück für Stück um, da seine Stilistik eindeutig Richtung Loire tendiert. Thierry entrappt vollständig und gibt trotzdem einen Teil ganz reifer Rappen später wieder zu. Der 2020er ist reich und intensiv, zeigt eine aromatische Kirschfrucht in der Nase. Viel süße rote Kirsche, Hagebutte, Erdbeere und Himbeere. Fein, aromatisch dicht, trotzdem verspielt. Feiner, reifer Mund, auch hier wieder alles auf roter Kirsche laufend. Zwetschge dahinter, helle Lakritze, ein Hauch von Veilchen. Aber auch Jasmin und etwas gelbe Frucht. Gutes Spiel, schick! Mittlere Länge, mittlerer Körper. Ein besonders aufregendes Finale, sehr reif, aber sehr gut verwoben und völlig unanstrengend. Ein extrem feiner Wein für die Freude, ohne, dass man niederknien muss. 95+/100