Lobenberg: Thierry Valette ist ein Biodynamiker. Er arbeitet aber Jahr für Jahr mit weniger als des erlaubten Kupfereinsatzes. Seine Trauben reifen aufgrund der Biodynamie und besonders wegen der Verringerung von Kupfer grundsätzlich sehr viel früher. Entsprechend findet die Ernte ebenfalls früher statt. Seine Weine werden spontan im Zement vergoren, der Ausbau erfolgt zu 20% in toskanischen Tonamphoren und zu 80% im Barrique. Ein Teil davon aber auch in 500-Litern-Tonneaus, um den Holzeinfluss weiter zu begrenzen. Thierry liebt dennoch den oxidativen Ausbau, deshalb gibt es auch diese Tonamphoren. Wobei er nach ersten Experimenten den Anteil an Amphorenwein deutlich verringert hat. Er sieht sich noch in einer Experimentierphase, weil er glaubt, dass Merlot und Cabernet Franc in der Amphore zu oxidativ werden. Deshalb beschränkt er das auf den Zweitwein und auf die Cabernet Sauvignon. Dafür hat er einen höheren Anteil im sogenannten Halbstück ausgebaut. Rebsortenanteile sind 70% Merlot und 30% Cabernet Franc. Der Cabernet-Franc-Anteil wird von Jahr zu Jahr größer, Thierry hat immer mehr Weinberge mittels Selection Massale umgestellt. Er hat alte Merlot- und Cabernet-Franc-Reben über diesen Weg neu gepflanzt. Die Zielrichtung ist eindeutig hin zu einem eher Loire-geprägten Cabernet-Franc-Stil. Clos Puy Arnaud liegt auf einem Plateau, das aus reinem Kalkstein mit etwas Lehmauflage besteht. Hier gibt es kaum Wasserstress. Weder in 2015, noch in 2016. Für diese Lage waren diese beiden Jahre nahezu perfekt. Es gab im Sommer wie überall ein bisschen Trockenstress, aber nicht so viel wegen des Terroirs und um den 10. September fielen dann 15 Millimeter Regen, gerade genügend, um alles wieder in Gang zu bekommen. Thierry hat zwischen dem 21. September und dem 28. September geerntet. Er war damit natürlich der Einzige. Nur Biodynamiker mit diesem Terroir haben diese extrem schnelle Reife. Thierry war damit über 2 Wochen vor den Nachbarn aus Castillon oder auch Saint Emilion. Die Nase verblüfft mit einem unglaublich dichten Angang nach intensiver Beerenfrucht, roter Grütze und Fruchtkaltschale. Das ganze Potpourri von kleinen roten und schwarzen Beeren in sehr hoher Intensität. Etwas Sauerkirsche, darunter aber viel Johannisbeere, Brombeere und überhaupt Waldbeeren aller Couleur. Fein, schwebend, unglaublich aromatisch. Im Mund noch verblüffender. Weil der Wein so tänzelt, so schwebt. Wieder diese Beerenkomposition, die gar nicht einzeln festlegbar ist, dafür ist sie zu komplex. Vielleicht jetzt etwas mehr Kirsche, etwas mehr Himbeere von der Cabernet Franc, die sich nach vorne schiebt. Die Cabernet Franc dominiert trotz des geringeren Anteils den Blend eindeutig. Wir kommen hier schon ein ganzes Stück Richtung Loire. Das macht ungeheure Freude. Der Wein hat ein sehr gutes Tanningerüst, was aber total reif ist. Darüber eine Säure, die nicht spitz ist, sondern mild, die das Ganze aber schwebend trägt. Dieser 2016 ist in seinem ungeheuren Charme schon fast trinkfertig. Er erscheint trotz des satten Tannins weniger druckvoll, weniger wuchtig als manch frühere Jahre. Er bewegt sich ins Burgund und an die Loire. Er geht in die Richtung, die Thierry anstrebt. Ein tänzelnder, charmanter, sehr finessenbetonter Wein. Das ist im Grunde weg von Bordeaux, weg von dichtem Castillon, obwohl er von der Struktur, Säure und Tannin alles mitbringt. Blind hätte ich ihn an die Loire gesteckt. Er ist sicher einer der Vorreiter, wenn diese - von vielen angestrebte – Richtung nicht nur beschritten sondern auch erreicht wird. Für mich der feinste, finessenreichste, schwebendste, eleganteste Clos Puy Arnaud, den ich je probiert habe. Wenn auch ohne die Wucht früherer Jahre. Die Assoziation an Thierry Germain und Clos Rougeard von der Loire ist sicherlich nicht zufällig. 95-96+/100