Lobenberg: Die Reben wurden 1850 gepflanzt, damals natürlich wurzelecht und nicht auf amerikanische Unterlagsreben. Also jetzt über 170 Jahre alt mit inzwischen sehr kleinen Erträgen. Der geniale Winzer Stephan Djef hegt und Pflegt die wenigen, aber kerngesunden Überlebenden mit Akribie. Jedes Jahr kommen Winzlingsmengen von total unter 100 Flaschen (2020) oder mal 300 (2022) zu Stande. Und wenn man bedenkt, dass unter dem Reizwort 'Liber Pater' unglaubliche Summen für sogenannte Ursprungsweine aufgerufen werden, dann bekommt man schon das Lachen. Die wahre Urwelt des Weins steckt hier in den Reben aus 1850 von einem der akribischsten und naturverliebtesten Winzer Frankreichs. Oder man geht zu den Ursprungsreben des Merlot zum Saint Emilion Weingut Coutet. So etwas vorzeitiges gibt es nur noch da! Was soll also der Hokuspokus um Liber Pater, das hat Neil Martin im Mai dieses Jahres zu Recht ziemlich böse durch den Kakao gezogen. Aber hier, bei 170 Jahre alten Reben, da stimmt zumindest die Story und alles alles ist wahr. Der Wein ist fast undurchsichtig schwarz, hyperkonzentriert, balsamische unsüße, extrem dichte Schwarzkirsche mit dunkler Schokolade und eingekochten schwarzen Waldbeeren. Extrem frisch und fruchtstark und gleichwohl fein. Kein Powerwein, nur konzentrierte Finesse mit mittlerem Körper und hoher Intensität. Leicht bitter mit unendlich langem, leicht scharfen und pfeffrigen Finale. Gar kein Blockbuster! Aber alles stimmt an dem Wein ohne das er zu den ganz großen Weinen der Welt zählt. Das Wissen um das Alter der Reben ist schon ein Erlebnis für sich. Und leider endlich. Diesen rarsten Wein aller raren Weine wird es wohl nicht mehr zu lange geben können, irgendwann sterben auch die jetzt 170 Jahre alten Reben. 97+/100