Chateau Clos Louie 2022

Chateau Clos Louie 2022

BIO

Zum Winzer

100
100
2
Merlot 45%, Cabernet Franc 40%, Malbec 15%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2060
Verpackt in: 1er OHK
9
seidig & aromatisch
strukturiert
fruchtbetont
3
Lobenberg: 100/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Cotes de Castillon
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Clos Louie 2022

100
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Lobenberg: Clos Louie besteht 2022 aus 60 Prozent Merlot im gemischten Satz mit Malbec und 40 Prozent Cabernet Franc. Es gibt total nur 10.000 Flaschen. 14,5 Volumenprozent Alkohol, pH-Wert 3,4. Was wir im Louison & Léopoldine schon hatten setzt sich fort: Was für eine deutliche Majorität von Holunder! Hier kommt aber eher die alte Cabernet Franc durch. Satte, aber sehr konzentrierte und unsüße Waldhimbeer-Note daneben, ganz feine helle Lakritze, helle Schokolade und Nougat. Unglaublich fein das Ganze, spielerisch, aber duftig. Wie kann ein Wein so viel Wucht in der Nase haben und gleichzeitig so fein sein?! Das ist im Grunde ein bisschen wie ein Nerello Mascalese vom Ätna, ultrafeine Callet aus Mallorca oder biodynamischer Volnay, ich denke da an Angerville Clos des Ducs. Irgendwo dazwischen liegt dieser Wein. Faszinierende Nase, Natur pur! Grandios in seiner Duftigkeit und seiner durchdringenden Art! Der Mund ist eine Explosion und gleichzeitig unendlich fein. Da zieht sich der Mund zusammen, die Augen werden schmal. Das Ding hat so eine konzentrierte Himbeer-Sauerkirsch-Erdbeersäure. Wow, das ist unglaublich dicht! Trotzdem ist das reichliche Tannin so gut wie gar nicht vorhanden. Zumindest nicht in Form von anstrengenden Gerbstoffen. Ganz reif, trotzdem super fein und trotzdem super dicht. Ein Kracher im Mund mit unendlicher Feinheit. Eine Turboversion von Finesse! Lang und dicht, zum Träumen einladend – großes Glas, nur Schnüffeln reicht… Dieser Wein kann locker mit dem Feinsten aus dem Burgund oder aus anderen Finesse-Regionen mithalten. Ich bin hin und weg von diesem grandiosen Spiel! Der Wein steht für zwei Minuten... Wenn ich mit diesen als Alltagswein leisten könnte, dann wäre das mein Wein für die Insel. Und ich war gerade bei Jean Faure und habe den neuen Jahrgang probiert – er war auch ein Traum in Rot. Hier werden wir noch konzentrierter und gleichzeitig noch feiner. Das ist sicherlich einer der Höhepunkte auf meiner diesjährigen Bordeaux-Reise. 100/100 *** Ein Weingut am Rande der Appellation zu Saint-Émilion, mit weniger als 15 Hektar Anbaufläche, dessen Kern eine nur 0,85 Hektar große Zelle bildet, bestockt mit bis zu 150 Jahre alten, wurzelechten Reben, Prephyloxera. Das mit Abstand beste Château in Castillon, das es locker mit allen Weingütern in Saint-Émilion aufnehmen kann. Direkter Nachbar ist Eric Jeanneteau von Tertre de la Mouleyre, das noch in Saint-Émilion liegt. Der Weinberg von Clos Louie steht in der Gemeinde Saint-Philipped’Huile. Merlot, Malbec, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Die verschiedenen Plots sind unterschiedlich alt. Der jüngste 59 Jahre. 60 Prozent Merlot, 10 Prozent Malbec, 30 Prozent nehmen die Sauvignons im gemischten Satz ein. Die Weinberge sind über einer Eisenauflage auf reinem Kalkstein gelegen, biologische Bearbeitung, Gras- und Kräuterbewuchs. Die Lehmauflage über dem reinen Kalkstein ist etwa 30cm dick. Der Ertrag ist auf Grund des hohen Alters der Reben extrem gering. Alles wird in Handarbeit erledigt und auf einem Tisch händisch sortiert und entrappt. Ein Aufwand, welchen sich ein großes Weingut gar nicht leisten könnte. Der alte Weinberg ist mit 6.500 Stöcken pro Hektar bepflanzt. Das Weingut ist inzwischen biodynamisch zertifiziert. Önologe ist Claude Gros, Besitzer sind Pascal und Sophie Lucien-Douteau. Die Weine werden im Zement, aber auch im offenen 30-Hektoliter-Inox-Stahltank vergoren, danach in 600-Liter-Stockinger-Tonneaux, 300 Liter Holzfässer und in Barriques von Sylvain für 20 Monate ausgebaut. Sie bleiben ohne Bâtonnage in diesen Fässern. Unberührt bis zur Abfüllung. Seit 2018 gibt es ein paar kleine neue Plots dazu, insgesamt gibt es somit maximal etwas über 9.000 Flaschen Clos Louie, es bleibt immer noch ein rares Elixier.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

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Gerstl über: Chateau Clos Louie

-- Gerstl: Im ersten Moment strömt mir der Duft von süsslicher Himbeere und Erdbeere, aber auch ein Schwall aus reifer, schwarzer Kirschenfrucht entgegen. Man erkennt sofort die unbändige Kraft in diesem Wein, aber auch eine herrliche Säure, die Frische und Tiefgang verleiht. Im Hintergrund tänzerische Floralität und zarte Kräuteraromatik, die dem Wein eine delikate Komplexität geben. Wucht und Eleganz sind auf sinnliche Art vereint. Am Gaumen extrem kraftvoll und intensiv, ohne dabei zu wuchtig zu wirken. Auch hier verschafft die Säure dem Wein die perfekte Balance und macht ihn beschwingt saftig und tänzerisch. Ein tolles Mundgefühlt schafft Lust auf den nächsten Schluck. Die würzige Cabernet-Franc-Frucht hinterlässt nach und nach ihre würzigen Spuren und gibt dem Wein eine zusätzliche Dimension. Immer wieder kommt die saftige, frische und zart süssliche Frucht mit ihrem unwiderstehlichen Charme zum Vorschein. Ein nicht mehr enden wollendes sinnliches Aromenspiel der Sonderklasse beweist einmal mehr, dass der Clos Louis zu den ganz grossen Weinen dieser Region zählt. Käme er aus der Appellation St-Emilion, würde er einiges mehr kosten. Ganz grosse Klasse – einmal mehr und immer wieder. (pb) 20/20

Mein Winzer

Clos Louie

Es handelt sich bei diesem Weingut nur um 0,85 Hektar. Bis zu 150 Jahre alte Reben, wurzelecht, Prephyloxera. Merlot, Malbec, Carmenere, Cabernet Franc. Lehm-Eisen-Auflage auf reinem Kalkstein, biologische Bearbeitung, Gras- und Kräuterbewuchs.

Chateau Clos Louie 2022