Lobenberg: Das ist das zweite, absolute angesagte Weingut der Familie Trocard in Saint Emilion. Der Wein steht auf dem Kalksteinplateau oberhalb von Fombrauge, direkt oben auf der Kuppe. Benoit Trocard wohnt dort persönlich, es gibt täglichen Kontakt zu den Reben. Nur 7 Hektar. 100% Kalkstein. Alte Reben, er kaufte das Ganze Hektar für Hektar alte Reben. 85% Merlot und 15% Cabernet Franc. Der Ansatz ist allerdings ein total anderer wie bei Clos de la Vieille Eglise in Pomerol. Hier verwendet Benoit doch einen großen Anteil neuen Holzes (70%). Die Weine haben aber auch dementsprechend viel Power und Säure hier oben. 2015 war ich etwas misstrauisch, weil das Holz doch ziemlich deutlich war. 2016 mit dieser noch strammeren Säure, dieser größeren Frische, saugt es das Holz förmlich weg. Die Nase hat gar keine Prägung davon, sondern kommt mit einer wunderschönen, dichten, reifen Johannisbeer-Himbeer-Mischung daher. Darunter Zwetschge, feine Sauerkirsche, auch ein bisschen gelbe Frucht. Ätherisch, duftig, fein, schwebend, fast erhaben. Im Mund satter Druck. Schwarze und rote Frucht. Viel Zwetschge, aber auch wieder diese Johannisbeere/Kirsch/Himbeere-Mischung. Sehr wuchtig aber völlig unsüß, komplett durchgegoren, kein einziger Hauch Marmelade. Das ist ein ultrafeiner, schicker, delikater Wein, der aber doch gleichzeitig unheimlich viel Power hat. Das ist ein kleines Monster. Ein Blockbuster und trotzdem ultrafein. Ich würde ihm locker 10 Jahre geben, bis ich ihn öffnen würde. Vielleicht sogar länger. Ein Wein für viele, viele Jahrzehnte des Reifens. Alle 2016er können meines Erachtens unheimlich altern. Auch der Clos de la Vieille Eglise aus gleichem Haus kann locker viele Jahrzehnte weggelegt werden. Dieser Clos Dubreuil muss es sogar, denn für die nächsten 10 Jahre hätte er mir einfach zu viel Dampf, obwohl er auch so fein ist, dass man ihn dereinst problemlos trinken wird, und eine ganze Flasche auch alleine leer bekommt. Ein super delikater Power-Saint-Emilion. Das ist mindestens so gut wie 2015. Über die lebendige Frische und Präzision vielleicht noch einen Hauch besser, denn 2015 war vielleicht dezent voluminöser. 98+/100