Lobenberg: Die Rebsortenzusammensetzung 2017: 60% Merlot, 30% Cabernet Franc, 5% Cabernet Sauvignon. Ernte ab dem 18. September. Gut 30 Tage Fermentation, 60% neues Holz. Die Böden bestehen aus Sand auf kalkhaltigem Lehm. Die Umstellung auf biologischen Weinbau hat dazu geführt, dass die Aromatik des Canon la Gaffelière sich in den letzten 5-6 Jahren deutlich verändert hat. Sie ist deutlich feiner geworden. Weniger schwer, viel frischer. Minze dominiert heute. Auch hier Cabernet Franc ganz vorne dabei. Reife, gekochte Himbeere und trotzdem extrem feine, von Beerenfrüchten herrührende Säure. Große Feinheit ausstrahlend, extrem aromatisch. Sehr komplex und breit aufgestellt. Die Brombeere ist nie fett, die Johannisbeere ist süß. Himbeere vermählt sich mit Brombeere. Das passt perfekt und ist trotzdem frisch. Das zeigt fast ein bisschen super reife Rhabarber, reife Orange und Grapefruit. Schon 2015 hat diese Dynamik, Strahlkraft und Spannung. Auch 2017 war wie die meisten Weine durch den doch starken Frost beeinträchtigt. Das Ergebnis ist nur 16 hl/h. Die Stilistik von 2015 und 2016 wird hier weitergeschrieben. Stephan Neippberg ist auf einem hervorragenden Weg in die Feinheit. Burgund und Loire. Das zieht sich wie ein roter Faden durch seine Cuvees der letzten Jahre. Ich glaube mit 2014 wurde die große Wende eingeleitet. Und heute kann ich sagen, dass ich inzwischen großer Fan seiner Weine bin, weil sie so unendlich schick und fein sind. 2017 ist in der Nase wärmer, runder und noch zarter als 2016. 2016 hatte einfach mehr Druck und Spannung. 2017 ist ready to drink. Man mag reinspringen in diese schöne Kirsch-/Himbeerigkeit. Alles geschuldet der verringerten Extraktion. Hier wird nicht mehr hart gearbeitet. Hier werden kleinste Erträge einfach extrem schonend fermentiert. Im Mund hat der 2017er dann aber schon ein bisschen die Faust im Samthandschuh. Wow, die Augen ziehen sich fast zusammen. Der Wein ist so lang. Bleibt minutenlang haften. Salz, Kalkstein. Obwohl der Untergrund von Canon La Gaffeliere ja eben nicht auf dem Plateau liegt. So haben wir eben auch einen Teil kiesiger und sandiger Böden. Daraus resultiert natürlich die große Feinheit. Aber diese große mineralische Länge ist schon dem Terroir Abdruck geschuldet, sowie dieser enorm vorsichtigen Vinifikation von großem Lesegut, von winzigen Erträgen. Der Wein ist konzentriert, hoch intensiv, aromatisch auf Himbeere und Kirsche laufend und gleichzeitig unheimlich fein und verspielt. Hinzu kommt die frühe Zugänglichkeit. 2016 war dagegen zusätzlich ein Riese in schicker Eleganz und im druckvollen Unterbau. Diesen Druck hat 2017 nicht. Dafür ist er aber noch charmanter, ohne dabei an Intensität einzubüßen. Das gefällt mir extrem gut. Ich kann ihn nicht so hoch bewerten wie 2016, aber als super leckeren Saint Emilion nehme ich ihn auf in meine Lieblingsgüter, weil er so seidig, so süffig und trotzdem individuell ausdrucksstark ist. Toller Erfolg. 95-96/100